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1685
Siehst du die Blumen, die dort unten spielen,

Die Schmetterlinge, die dazwischen flattern,
Und, neckend, bunten Diamantenstaub
Den armen Blümlein in die Augen werfen?
Hörst du dort unten, wie das Bächlein rauscht,

1690
Wie bläuliche Libellen es umsummen,

Und grüngelockte Wassermädchen, plätschernd,
In röthlich goldne Wellen untertauchen?
Siehst du die weißen Nebelbilder wallen?
Es ist der Seel’gen Schaar, die, ewig jung,

1695
Im ew’gen Frühlingsgarten sich ergehn.


Zuleima.
Wenn das der Seel’gen Wohnung ist, Almansor,
So sage mir, wie bist du hergekommen?
Denn unser frommer Abt hat mir versichert:
Daß nur wer Christ ist seelig werden kann.

Almansor.

1700
O zweifle nicht an meiner Seeligkeit!

Ich halte dich, mein Lieb, in meinen Armen,
Und seelig, dreimal seelig ist Almansor.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)