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     (Almansor steht auf.)
Als ich eu’r gestrig Nachtgespräch belauscht,
Rieth ich zu schneller Flucht, allein vergebens;
Doch soll Almansor nicht verzweifeln dacht’ ich.

1405
Ich habe meine Freunde hergeführt;

Sie harren meines Winkes, und wir stürmen
Nach Alys Schloß, wir ungeladne Gäste.
Du nimmst dir deine Braut, und bringst sie mit
Nach unserm Schiff’, das an der Küste liegt.

1410
Zuleimas Liebe wird schon wiederkommen.


Almansor.
Ha, ha, ha! Liebe! Liebe! Fades Wort,
Das einst, mit schläf’rig halbgeschloss’nen Augen,
Ein Engel gähnend sprach. Er gähnte wieder,
Und eine Welt voll Narren, Alt und Jung,

1415
Hat gähnend nachgelallet: Liebe! Liebe!

Nein, nein! ich bin kein schmächt’ger Zephyr mehr,
Der schmeichelnd fächelt eines Mädchens Wange;
Ich bin der Nordsturm, der ihr Haar zerzaust[1],
Und rasend mit sich reißt die scheue Braut.

1420
Ich bin kein süßes Weihrauchdüftchen mehr,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zersaust (s. Verbesserungen)
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)