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Waldgegend.

Der Chor.
Es ist ein schönes Land, das schöne Spanien,
Ein großer Garten, wo da prangen Blumen,
Goldäpfel, Myrthen; – aber schöner noch
Prangten mit stolzem Glanz die Maurenstädte,

1160
Das edle Maurenthum, das Tarik einst,

Mit starker Hand, auf span’schen Boden pflanzte.
Durch manch Ereigniß war schon früh gediehn
Das junge Reich; es wuchs und blühte auf
In Herrlichkeit, und überstralte fast

1165
Des alten Mutterlands ehrwürd’ge Pracht.

Denn als der letzte Omayad entrann
Dem Gastmahl, wo der arge Abasside
Der Omayaden blut’ge Leichenhaufen,
Zu Speisetischen, höhnend aufgeschichtet;

1170
Als Abderam nach Spanien sich gerettet,

Und wackre Mauren treu sich angeschlossen
Dem letzten Zweig des alten Herrscherstamms, –
Da trennte feindlich sich der span’sche Moslem
Vom Glaubensbruder in dem Morgenlande;

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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)