Seite:Tragoedien nebst einem lyrischen Intermezzo 202.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sey auch Almansors Gott, Zuleimas Kreuz

1105
Sey auch Almansors Hort, dein Christus sey

Almansors Heiland auch, und beten will ich
In jener Kirche, wo Zuleima betet.
     Beseligt schwimm’ ich wie in Liebeswellen,
Von weichen Harfenlauten süß umklungen; –

1110
Die Bäume tanzen wunderlichen Reigen; –

Die Englein schütten neckend Sonnenstralen
Und bunten Blüthenstaub auf mich herab; –
Erschlossen ist des Himmels stille Pracht; –
Hellgoldne Schwingen tragen mich hinauf, –

1115
Zur Seligkeit hinauf!


     (In der Ferne hört man Glockengeläute und Kirchengesang.)

Zuleima.
     (Sich erschrocken von ihm wendend.)
Zur Seligkeit hinauf! Jesus Maria!

Almansor.
Welch dunkler Laut zerreißt den goldnen Schleyer,
Womit mich sel’ge Träume leicht umwoben?
Erblassen seh’ ich plötzlich dich, mein Lieb,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)