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Bedächtig sind die Lichter ausgelöscht,
Und nur ein einz’ges noch stralt dort durch’s Fenster.

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Ich kenn’ dies Fenster noch; dort schläft Zuleima.

Dort stand ich manche schöne Sommernacht,
Und ließ die Laute klingen, bis die Liebste,
Mit süßem Wort, auf dem Balkon erschien.
     (Er zieht eine Laute hervor.)
Hier ist die alte Laute. Klingend schwebt mir

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Im Kopf’ das alte Lied; und sehen möcht’ ich,

Ob auch der alte Zauberklang noch wirkt.

     (Er spielt und singt.)

               Güldne Sternlein schauen nieder,
          Mit der Liebe Sehnsuchtwehe;
          Bunte Blümlein nicken wieder,

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          Schauen schmachtend in die Höhe.


               Zärtlich blickt der Mond herunter,
          Spiegelt sich in Bächleins Fluten,
          Und vor Liebe taucht er unter,
          Kühlt im Wasser seine Gluten.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)