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Don Diego.

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Mein Zögling muß, mit bess’ren Schmeicheleyn,

Sich reicher Damen Gunst erwerben können.
Was soll denn der Vergleich mit schmächt’gen Sternlein?
Mit Sonnen muß man so ein Lieb vergleichen!
Lernt nur auswendig besser unsre Dichter,

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Und schmiert mit Oehl geschmeidig Eure Zung’,

Die Euch wie eingerostet lag im Munde,
Als Ihr so stumm an Claras Seite saßet.

Don Enrique.
     (Schmachtend.)
Ich sah entzückt auf ihr schneeweißes Händchen!

Don Diego.
     (Auflachend.)
Hätt’ Euch das Blitzen ihrer Demantringe

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Das Aug’ geblendet, und die Zung’ gelähmt,

So ließ’ ich gelten solch ein süß’ Verstummen.
     (Ironisch langsam.)
Entzücken soll Euch freilich Claras Hand,
Wenn sie der alte Herr gefüllt mit – Gold.
Dann will ich mit Euch theilen Eu’r Entzücken,

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Das klingend helle, goldene Entzücken!
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)