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Aly.
Die Kinder wuchsen auf, und sahn sich oft,
Und liebten sich, – bis das Gewitter kam.
Ihr wißt wohl, wie sein Blitzstral eingeschlagen

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In des Alhambrahs höchsten Thurm, wie viele

Der edelsten Geschlechter von Granada
Zur Religion des Kreuzes sich gewandt.
Ihr wißt, daß es der frommen Christenamme
Schon längst gelang, Zuleimas sanftes Herz

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Für Christum zu gewinnen, daß die Holde

Den Heiland auch bald öffentlich bekannte,
Und durch der Taufe heil’ges Sakrament
Den schönen Namen Clara sich gewann.
Ich ging denselben Weg, dem eignen Herzen

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Und der geliebten Pflegetochter folgend.

Ich hegte keinen Zweifel, daß mein Freund,
Der Gleichgesinnte, gleichem Beyspiel huld’ge.
Doch wehe mir, er war ein blinder Moslem,
Und nahm die Bothschaft auf mit kaltem Zorne,

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Und ließ mir melden: Seines Gottes Feind,

Den hasse er, als seinen eignen Feind,

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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)