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Nur einmal noch will ich sie schau’n, die Holde!
Und hab’ ich mich noch einmal süß berauscht
Im Anblick ihrer lieblichen Gestalt,

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In ihre Augen meine Seel’ getaucht,

Und schwelgend eingehaucht den süßen Odem; –
Dann geh’ ich wieder nach Arabiens Wüste,
Und setze mich auf jenen steilen Felsen,
Wo Mödschnun saß und Leilas Namen seufzte! –

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Drum sey nur ohne Sorge, alter Hassan,

Im span’schen Mantel geh’ ich, unbemerkt
Und unerkannt, im ganzen Schloß herum,
Und meine Bundgenossinn ist die Nacht.

Hassan.
Trau’ nicht der Nacht, sie birgt im schwarzen Mantel

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Viel arge Fratzenbilder, Molch’ und Schlangen,

Und wirft sie heimlich hin vor deine Füße[1].
Trau’ ihrem bleichen Buhlen nicht, der droben
Liebäugelnd aus den Wolken niederblinzelt,
Und hämisch bald, mit schrägen, fahlen Lichtern,

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Die Schreckgestalten deines Wegs beflimmert.

Trau’ nimmer ihrer Bastardbrut dort oben,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: deinen Füßen (s. Verbesserungen)
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)