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Nur durch Granada selber fiel Granada!
Wenn der Erzeuger meuchelt seine Kinder,
Die wehrlos eignen Kinder in der Wiege,
Und wenn der Sohn die frevelhafte Rechte

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Entgegenballt dem heil’gen Haupt’ des Vaters,

Und wenn der Bruder, auf des Bruders Leiche,
Des Thrones blut’ge Stufen frech erklimmt,
Und wenn des Reiches pflichtvergess’ne Großen
Ehrlos der Fahne ihres Erbfeinds folgen:

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Dann flieh’n mit schaamverhüllten Angesichtern

Die Engel, die der Hauptstadt Thore hüthen,
Und siegreich ziehen ein der Feinde Schaaren.

Almansor.
Ich denke noch des unheilschwangern Tags;
Ich stand am Thor’ des Schlosses unten, plötzlich

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Sprengt rasch einher, auf schwarzem Roß, ein Reiter.

Wild, und verstörten Blicks, und athemlos
Fragt er nach Vater. Schnell die Trepp’ hinauf, –
Und in des Vaters offne Arme sank er.
Da sah ich erst, es war der gute Aly –

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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)