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Seite:Tragoedien nebst einem lyrischen Intermezzo 093.jpg

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     XXX.

     Mein süßes Lieb, wenn du im Grab,
Im dunkeln Grab wirst liegen,
Dann steig’ ich langsam zu dir hinab,
Und will mich an dich schmiegen.
 

5
     Ich küss’, ich umschlinge, ich presse dich wild,

Du Stille, du Kalte, du Bleiche!
Ich jauchze, ich zitt’re, ich weine mild,
Ich werde selber zur Leiche.

     Die Todten stehn auf, die Mitternacht ruft,

10
Sie tanzen im luftigen Schwarme;

Wir beide bleiben in der Gruft,
Ich liege in deinem Arme.

     Die Todten stehn auf, der Tag des Gerichts
Ruft sie zu Qual und Vergnügen;

15
Wir beide bekümmern uns um nichts,

Und bleiben umschlungen liegen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_093.jpg&oldid=- (Version vom 10.11.2016)
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