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Doch plötzlich sah er aus wie ein Gespenst,
So blaß, so starr und wild verzerrt und blutig,

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Und drohend grimm, als wollt’ er mich ermorden –

Er sah fast ähnlich jenem Nebelmann,
Der oft im Traum’ die Arme nach mir ausstreckt,
Und mich so lang entsetzlich zärtlich anschaut,
Bis daß ich selbst ein luft’ges Bildniß werde,

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Und neblicht selbst ausbreite meine Arme.


Margarethe.
Du bist doch just wie deine sel’ge Mutter;
Sie that so bös, und doch wie eine Katz’
War sie verliebt in Ratcliff –

Maria.
War sie verliebt in Ratcliff Wie, in Ratcliff?

Margarethe.
In Edward Ratcliff, William Ratcliffs Vater –

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O, deine Mutter war so hübsch, so hübsch!

Sie hieß Schön-Betty. Locken hatte sie
Wie pures Gold, und Händ’ wie Marmelstein,
Und Augen – O die kannte Edward Ratcliff!
Der sah den ganzen Tag hinein, und hat

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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)