Seite:Tragoedien nebst einem lyrischen Intermezzo 032.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ratcliff.
     (Wild ausbrechend.)

380
Verfluchte Schlang’! Mit seltsam scheuen Blicken,

Und Widerwillen fast, sah sie mich an,
Und höhnisch knixend sprach sie frostig: Nein!
Noch hör’ ich’s lachen unter mir: Nein! nein!
Noch hör’ ich’s seufzen über mir: Nein! nein!

385
Und klirrend schlagen zu des Himmels Pforte!


Lesley.
Das war ja ganz infam und niederträchtig.

Ratcliff.
Mac-Gregors Schloß verließ ich, und ich reiste
Von dort nach London; im Gewühl der Hauptstadt
Dacht’ ich des Herzens Qual zu übertäuben.

390
Ich war mein eigner Herr, denn meine Eltern

Verlor ich früh’, noch eh’ ich sie gekannt hab’.
Schlecht, schlecht gelang mir der Betäubungsplan.
Portwein, Champagner, alles wollt’ nicht fruchten;
Nach jedem Glase ward mein Herz betrübter.

395
Blondinen und Brünetten, keine konnt’

Forttändeln und fortlächeln meinen Schmerz.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)