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Nach[1] fremden Taschentüchern. Stiehlt wie’n Rabe.
Ey, seht, wie er im Schlafe hastig fingert!
Er stiehlt sogar im Traum. Seht nur er schmunzelt.

225
Der Lange dort, mit magern Heuschreckbeinen,

War einst ein Schneider; mauste anfangs Läppchen,
Bald aber Lappen, endlich Stücke Tuch.
Mit Noth ist er dem Hängen einst entronnen;
Seitdem hat er das Zucken in den Beinen.

230
Seht, wie er zappelt! O, ich wett’ er träumt

Von einer Leiter, wie der Vater Jakob.
Doch seht mahl dort den alten, dicken Robin,
Wie er so ruhig liegt, und schnarcht, und Ach!
Der hat schon zehn Mordthaten auf der Seele.

235
Ja, wenn er noch katholisch wär’, wie wir,

Und absolviren könnt’! Er ist ein Ketzer,
Und nach dem Hängen muß er dort noch brennen.

Ratcliff.
     (Er ist immer unruhig im Zimmer auf und abgegangen, und sieht beständig nach der Uhr.)
Glaubt’s nicht, der alte Robin wird nicht brennen.
Dort oben giebt es eine andre Jury

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rach (s. Verbesserungen)
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)