Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 058.jpg

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allzu grossen Last der Erde, die darauff geworfen worden, eingebrochen, wovon es einen solchen Laut gegeben, als wenn es klopffte oder pochte. Man erkennet aus diesem Exempel, wie offte und leichte die Gemüther der Menschen von der falschen Einbildung betrogen werden können. Es scheinet daher Cassius bey dem Plutarcho nicht unrecht gesprochen zu haben: Ἡμέτερος, ὦ Βροῦτε, λόγος. ὡς οὐ πάντα πάσχομεν ἀληθῶς, οὐ δ’ ὁρῶμεν, ἀλλ’ ὑγρὸν μέν τε χρῆμος καὶ ἀπατηλὸν αἴσθησις.

D. i. „Brute, das ist unsere Meinung; Daß nicht alles, was wir empfinden oder sehen, wahr ist, sondern es ist mit denen Sinnen eine schlüpffrige und betrügliche Sache.“[1] Die sinnlichen Dinge, die man einmahl empfunden, werden in das Gemüthe dergestalt eingedrückt, daß sie nicht eher wieder ausgerottet werden können, als biß die wahre Ursache auffs deutlichste unter die Augen gestellet worden. Es mag uns demnach von denen klopffenden und schmatzenden Todten iemand sagen, was er will, so leugnen wir sie dennoch gäntzlich. Denn die Leute, die etwas davon gehört haben wollen, sind entweder durch den Aberglauben oder die Einbildung betrogen worden.


§. 31.

Wir kommen nunmehro auff einen andern Umstand, den der abergläubische Pöbel bey dem Kauen und Schmatzen der Todten wahrgenommen


  1. PLVTARCH. in Vita Bruti.