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oder Boulogne, der Niederländische aber zum Theil dem Bisthumb Ipern / zum Theil dem Bisthumb S. Omar zukommen. Und dieser Ursachen halber / haben wir / nach dem Exempel deß Guicciardini, P. Bertii, und anderer / dieser weiland uralten / dem Ptolomaeo, und Antonino, bekanten / und 3. Meilen von S. Omar / am Fluß Lisa gelegnen / und zerstörten Stadt / unter den Orten der Graffschafft Artois gedencken wollen; wiewol der Platz / da sie vorhin gestanden / jetzt der Cron Franckreich undisputirlich / zur Graffschafft Boulogne gehörig ist.


Trasegnie, Trasigniacum, ein sehr schönes Dorff / und Schloß / bey dem gepflasterten Weg / auf welchem man nach Mastricht reiset / und zwo Meilen von Bins / oder Binche, gelegen. Guicciardinus sagt / daß die Herren dieses Namens / seiner Zeit / allbereit über die 600. Jahr diesen Ort besessen haben.


Trelon / Trelonium, ein schönes Dorff / sampt einem vesten Schloß / in Hennegöw / den Herren von Merode gehörig.


Valensin / Valenchin / Valenchiennes, Valencena, Valentianae, Valentiniana, Vallis Cygnum. Dieser berühmten / und an der Schelde / 6. Meilen von Bavais, 9. von Avenes, 7. von Camerich und Tornick / gelegenen Stadt Namen / will man vom Käyser Valentiniano, herführen / der etwan hieher gelangt / und wegen Lust- und Fruchtbarkeit deß Orts / auch temperirten Luffts / sich eine Zeitlang allda auffgehalten / und bey einem Schloß diese Stadt gestifftet / und nach ihme genennet habe; wie / neben andern / auch Sigebertus Gemblacensis darfür hält / und saget / daß Käyser Carl der Grosse / Anno 771. an diesem Ort / deß gantzen Gallier Landes / Reichs-Tag gehalten habe. Ligt zum theil in einer sehr lustigen Ebne / zum theil etwas Bergicht. Die gedachte Schelde / oder Scaldis, laufft fast mitten durch die Stadt / mit der sich ein anderer / aber kleiner Fluß / Namens Ronelle, so bey der Pfort Cardone in die Stadt kommt / vermenget / und beede nicht allein in derselben viel Inseln machen / sondern auch ein Bächlein fast durch alle Gassen / unter den Häusern / stetigs rinnet / so beedes den Bürgern nützlich / und gemeiner Stadt zu ihrer Bevestigung / sehr bequem ist; dieweil man von aussen / den grösten Theil der Stadt ins Wasser setzen / inwendig aber fast auff jeden Schritt eine Schantz auffwerffen kan; wo sie aber in der Höhe ligt / tieffe breite Gräben / Wäll / und sehr starcke Mauren seyn / also / daß sie für der vestesten Städte eine zuhalten / und mit zweyen Kriegsheeren / und zwar gar hart zubelagern. Ist / im übrigen / ein grosse / lustige / schöne / reiche / und mit kostbaren prächtigen Gebäuen gezierte Kauffmanns-Stadt; unter welchen Gebäuen sonderlich zusehen 1. S. Marien-Tempel / oder Nostre Dame la grande, bey dem Fürstl. Pallast / so man deß Graffen Hoff nennet / gelegen. Ist zwar ein altes / aber künstliches / wiewol finsteres Gebäu / wie die alte Dom-Kirchen zu seyn pflegen. Hat 3. Reyen-Säule / von gantzen glatten und runden weissem und rothem Marmelstein / so wunderliche Schwibbögen haben / und unten / und oben / zum spatzieren / sehr weiten Raum machen / welches dann gar lustig anzusehen ist. 2. Die Aptey zu S. Johann dem Täuffer / darinn Canonici Regulares S. Augustini Ordens / so theils an statt der vorigen / für die vornehmste Kirch halten. 3. In dem Franciscaner-Closter / so schön und weit / seyn die Fürstliche Begräbnüssen zu sehen / und die Grabschrifften zu lesen / als des Joan. Avesnensis II. und seiner Gemahlin Philippae Luxemburgicae, Item ihres Sohns Guilelmi I. und dessen Sohns Guilelmi II. von den Friesen erschlagen / wie auch seiner Schwester Margarithae, Käysers Ludovici Bavari Gemahlin / und ihres Sohns Guilielmi III. Item Guilielmi IV. Hertzogs Alberti Bavari Sohns / und anderer vieler Fürstl. und Hohen Stands-Personen / so den Graffen diß Orts verwandt

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_432.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)