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15. Dörffer hat. Die Frantzosen nennens Warneton. Hat ein Regulirt Canonich-Manns-Closter / darinn die H. Ida, Gräfin zu Boulogne in der Picardi / und beeder Königen zu Jerusalem Godefr. Bullonii, und Balduini, Mutter / begraben ligt. Der Chronologus Christianus Massaeus, ist von hier bürtig gewesen. Es hat allhie auch ein Schloß. Im 5. Tom. Theatri Europ. stehet fol. 570. a. daß die Frantzosen Anno 1644. Wattene mächtig bevestiget / 5. Bollwerck und andere Wehren da verfertigt hätten: Ob es nun dieses Wasten / mit Außlassung deß Buchstabens s. wie in vielen Worten im lesen geschiehet / oder ein anderer Ort seyn mag / daran ermangelt mehrer Bericht.


Werwyck / Warwyck / Viroviacum, Viroviach, ingleichem ein Marcktfleck an dem gedachten Fluß Liß / in Teutsch oder Flämisch Flandern gelegen / so vor Zeiten besser / als jetzt / gestanden seyn solle. Hat gleichwol ein sehr schöne Kirchen / der H. Jungfrauen Mariae zu Ehren gebauet / und mit sehr reichen Einkommen versehen. Allhie ist Martinus Castellanus gebohren / so nach zwey Jahren blind worden / und sich nit erinnert / daß er einsmals gesehen hätte; der gleichwol ein künstlicher Zimmermann worden / so auch Orgeln / Lauten / und dergleichen gemacht / darauff selber lieblich gespielt / und sie gestimmt hat; wie Guicciardinus de Anno 1613. fol. 250. bezeuget. Anno 1381. ist dieses Werwyck von den Frantzosen geplündert und verbrandt worden; darzu Anno 1440. ein unversehene Feuersbrunst kommen / dardurch über die tausend Häuser verbronnen seyn. Etliche Jahr hernach haben die Todtengräber / deren sich die mit der Pest inficirte / an statt der Aertzt gebraucht / über die 1000. Bürger getödet / ihnen Gifft für Artzney gegeben / und die Pest angehenckt; deßwegen sie auch ihre Straff bekommen haben; wie in dem neuesten Guicciardino Anno 46. gedruckt / fol. 153. stehet.


Winoxbergen / Winociberga, Bergen zu S. Winock / Bergae S. Winoci. Diese in Teutsch / oder Flämisch Flandern / anderthalb Meilen von Duynkirchen / und 7. von Iperen gelegene Statt / so ins gemein / von dem auff einem Berge gelegnen Closter / zu S. Winock eigentlich geheissen / Winoxbergen / für Winokbergen genant wird / ist der Zeit sehr vest / wie die jetzige Krieg bezeugen. Aub. Miraeus, in Fastis Belgicis p. 652. sagt / daß der H. Abt Winocus Anno 717. gestorben seye / und daß im Jahr 1209. das obgedachte Closter Balduinus Barbarus, der Flandrische Graff erbaut habe / in welchem / wie er am 442. und 464. Blat berichtet / die Engelländische Jungfrau Levinna, oder Lewinna, ruhet / und in solchem auch deß H. Oswaldi, deß Engelländischen Königs und Märtyrers / Item der H. Jungfrauen Itisbergae, Gebeiner und Reliquien / auffbehalten werden. Es schreibet aber der sehr fleissige Flandrische Historicus, Jacobus Meyerus, lib. 4. Annalium, daß die Statt Bergium (dann also nennet ers) Anno 1123. den 5. Septembr. zusampt dem Closter deß heiligen VVinoci, verbronnen seye. Wird also langst zuvor ein Closter / sonders Zweifels / an dem Ort / wo solcher heilige Mann gestorben / gestanden / und die Statt vielleicht auch davon auffkommen / und folgends das abgebrandte Closter / durch den obgedachten Grafen / wieder auffs neu erbauet worden seyn. Anno 1558. haben die Frantzosen diese Statt erobert / außgeplündert / verbrandt / und zerstört. Anno 1582. eroberten sie die vereinigten Niederländer; Aber An. 1583. bekam sie Hertzog Alexander von Parma / und wieder Anno 1646. den 2. Augusti / die Frantzosen mit accord, als sie eine Zeit vorhero nichts darfür außgericht hatten. Sie hat ein Vitz- und Burggraffschafft / so über viel Dörffer zu gebieten. Man machet allhie viel Tuch / und eine grosse Menge Sajen / so an Zärte und Güte keinen Sarschen dieser Landschafft weichen thun. So ist das Land herumb sehr fruchtbar. In

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_398.jpg&oldid=- (Version vom 11.2.2024)