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Ipern gangen / aber sie haben den Ort wol besetzt und versehen gefunden; daher sie fortgezogen seyn: Aber Anno 48. wie oben gesagt / denselben erobert / und hernach wieder verlohren haben. Vossius sagt: Flandri Vocales amant adspirare, ut, pro Ipris, dicunt Hipris.


Isendick / ein berühmte Schantz / am Eck zweyer Damme erbauet / und eine gewaltige Vestung / die gleichwohl Printz Moritz von Vranien Anno 1604. innerhalb 8. Tagen bezwungen / wiewol 600. Mann darinn zur Besatzung lagen / und mit allerhand Notthurfft überflüssig versehen waren. In dem Nassauischen Lorbeerkrantz stehet fol. 314. daß sie so groß als eine Statt gemacht / darfür seye / deß Printz Moritzen Trompeter / als er 2. mal geblasen / auß der Schantz / von einem Italianer durchs Haupt geschossen worden / und also tod blieben; und daß die Belagerten ihme den Thäter lieffern müssen / wolten sie anders einen Accord / weil er sehr entrüstet war / treffen. Seithero ist dieser Ort noch mehrers bevestigt worden; hat auch einen guten Port oder Hafen. Die Eroberung dieser Schantz ist den 6. Maji geschehen / und die Belager- und Eroberung Schluiß befördert. Es gibt in dieser Gegend herumb noch mehr Forten oder Schantzen / unter welchen ist die berühmte Philippina / gegen Axele über / am Seestrand / so Anno 1633. von Graff Wilhelm von Nassau den Spanischen abgezwackt worden / welche sie zwar Anno 1635. wider mit Zusetzung in 1500. Mann / wiewol vergebens / belagert. Item die Schantz zwischen der Philippina und Isendick / Patientia genannt; wie auch S. Philippi / und Catharinae / Schantzen / auff dem Damm zwischen Schluiß und Isendick / welche Printz Moritz auch An. 1604. als er die Belagerung der Statt Schluiß im Sinn hatte / mit geringer Mühe erobert / nach dem die Besatzung deß Nachts darauß verloffen war. Siehe Hagelgans in Beschreibung Flandren p. 44. seq.


Lanoy / Lanoia, ein gutes / und vestes Stättlein / in Welsch Flandern / zwischen Ryssel / und Tornick / gelegen / von welchem das sehr vornehme Geschlecht der Herren von Lanoia den Nahmen hat / deme auch dieser Orth / sampt dem gantzen Gebiet vorhin gehört / ehe er an den Weibsstammen / und durch solchen an den Grafen von Büren / deß Printzen von Oranien Sohn gelangt. Von hinnen ist auch Carolus de Lonoia, Vice-Re zu Neapoli, gewesen / deme sich König Franciscus auß Franckreich / in der Schlacht vor Pavia / Anno 1525. gefangen geben; und von deme die Fürsten von Sulmona im Königreich Neapolis herkommen. So war auß diesem Geschlecht auch Philippus de Lanoy, Herr zu Beavoir. In diesem Stättlein Lanoye ist Franciscus Raphelengius, ein sehr gelehrter Mann in Lateinischer / Griechischer / Hebraischer / Chaldäischer / Arabischer / und Syrischer Sprach / und ein Tochtermann deß weitberühmbten Buchdruckers Christophori Plantini, zu Antorff / gebohren worden; wie Ludovicus Guicciardinus, in Beschreibung Flandern / dieses alles berichtet. Man machet zu Lanoye viel Saye / und andere Waaren. Die Frantzosen haben bey diesem Krieg diesen Orth eingenommen / aber die Spanischen / Anno 1646. sampt dem Schloß Ingelmünster / wieder erobert.


Lille / oder Ryssel / Insulae, Rysselia, Rysela, L’Isle de Flandres. Diese in Welsch Flandern gelegne Statt / deren Beschreibung beym Guicciardino, pag. 251. seq. Braun. part. 3. Theatri Urbium, C. Ens in delic. apodem. pag. 94. Werdenhagen part. 4. de Rebuspubl. Hanseat. cap. 17. fol. 94. und bey andern zu finden. Wird in den Alten Schrifften Isla, von den Frantzosen Lille, den Lateinern Insulae, und den Flemmingern Ryssele genant. Balduinus Graff in Flandern / zugenannt der Sanfftmüthige / hat sie mit Mauren / und Gräben / umb das Jahr 1066. umbgeben / und mit einem Schloß / und seinem Hoff geziehret; der auch deßwegen

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_381.jpg&oldid=- (Version vom 9.2.2024)