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Hondiscot / Hondeschot / ein guter / und sehr schöner offener Orth / da man die berühmte gute Sajen / die man weit und breit verführet in grosser Menge / machet. In dem neuisten Guicciardino wird hievon also geschrieben: Hondiscota oppidum inscribitur, sed re vera pagus est. Ubique innotescit per totam ferè Europam textoriis officinis tenuium pannorum lancorum, quas Sayas, et Sayettas, vocant; unde ante bellum Flandr. plusquam 20. Incolarum millia illic inventa sunt. Es seyn allhie zu Hondiscot 2. Klöster. Hält zween Wochen- und umb Pfingsten ein Jahrmarckt.


Houck / Houca, ein Marckflecklein / bey dem Bruckischen Canal / fast auff halbem Weg zwischen Bruck und Schleuß.


Hülst / Hulstum. Ein sehr veste Flandrische Statt im Land von Waes / oder Was / und der Graffschafft Aelst gelegen / allda Cornelius Jansenius gebohren worden / dessen Leben Aubertus Miraeus, in Elogiis Belgicis, p. 9. beschreibet. Anno 1583. haben sich die von Hülst freywillig dem Hertzog von Parma ergeben. Anno 1591. den 19. Septembr. hat Graff Moritz von Nassau diese Statt erobert; von welcher Belagerung im Nassauischen Lorbeerkrantz fol. 85. seq. zu lesen. Anno 1596. hat ErtzHertzog Albertus von Oesterreich / als er auß Spanien kommen / mit grossem Ruhm und Glück / Hülst / neben denen herumb gelegenen Schantzen / wider einbekommen. Anno 1637. mißlung den Holländern der Anschlag / den sie darauff gemacht. Anno 1640. kamen sie mit dem gantzen Kriegsvolck daherumb an / eroberten die Schantz Nassau beneben der Schleuse bey Hülst / und ruckten ferner vor S. Johannes Stein / welches sie bestürmeten: und weil der Spanischen Succurs mit aller Macht antrange / kam es zu einem ernstlichen Streit / darüber zwar die Spanischen am meisten einbüsten; aber es bliebe auff der General Staaten Seyten / der Gubernator in Frießland / Graff Heinrich Casimir von Nassau / und muste man dißmals die Statt Hülst zu frieden lassen. Aber / als Anno 1645. Prinß Friedrich Heinrich von Oranien mit der Staatischen Macht wider darfür kam und die Statt mit grosser Vorsichtigkeit und Ernst belagerte / hat er dieselbe den 5. Novembris / neuen Calenders mit Accord erobert. Darauff auch die fürnehme Schantz S. Andreas / den 10. diß / mit Gewalt eingenommen worden. Es bekamen auch hernach / den 15. (al. 18.) diß / die Staatischen die More-Schantz- oder Morespuye mit Accord; ein gewaltiges Werck / so so viel gefruchtet / als wann die Staaten eine Statt erobert hätten. Und bekamen sie damaln / ausser Hülst / 32. Schantzen und Reduiten / innerhalb 6. Wochen; wie in der Franckfurtischen Frühlings-Relation deß Jahrs 1646. am 56. Blat / stehet. Und werden unter solchen Schantzen benambset / die Schantz Spinola / S. Johannes[WS 1] Stein / (allda / wie auch zu S. Gillis, und Strecken / die Quartier / in Zeit der Belagerung gewesen / Rotenhauß / Hildrecht / S. Moritz / etc. die Accords Puncten siehe in Tomo 5. Theatri Europ. fol. 959. seq.


Iperen / Iprae, Iperae. Ist eine auß den vornehmsten Statten in Flandern / und zwar in Flämisch oder Teutsch Flandern / 9. Meil von Bruck / und 13. von Gent gelegen / dardurch das Wässerlein Ipra lauffet / davon auch der Statt Nahme kommen. Sie soll Anno 960. seyn erbauet worden. Der Boden wird / wegen Menge der bleyinen Röhr / durch welche das Wasser unterschiedlich durch die Statt außgetheilet wird / Bleyin genannt. Gibt sonsten umb die Statt allerley Geträid und Früchte / ansehenlich grosse Hüner und Capaunen; wie auch gute starcke Pferd / und viel Schaaf / Ochsen / Kühe / und wird der Butter und Käse von fernen dannen abgeholt. Die Statt hat sieben Herrschafften unter ihr. Sie ist wol erbaut / schön / lustig / und so wol von Kunst / als von Natur sehr vest / und ihres Lagers halber also beschaffen / daß man sie nicht wohl belagern kan; man auch mit Barken in die Statt kommen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jahannes
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_375.jpg&oldid=- (Version vom 9.2.2024)