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S. Bavonis genannt / begeben / darinn Ihre Durchleuchte den Ständen in Flandern / und der Statt Gent / den Eyd gethan / und hergegen ihnen von den Ständen auch schwören lassen. Folgend seyn Sie auff den Marckt kommen / und sich in einem gar hohen Thron niedergesetzt / allda die Obrigkeit / und Burgerschafft / ihnen den Eyd geleistet. Den letzten Januarii haben auch die andern Flandrische Stätte allhie / (als in der Hauptstatt deß gantzen Landes /) gehuldet. Aubertus Miraeus in Fastis Belgicis, (auß welchem das / was oben von S. Bavone, selbigem Closter / etc. vermeldet / meistentheils genommen worden / schreibet pag. 154. daß in dem gedachten Closter zu S. Peter auffm Blandinberg / S. Vulframmus der Bischoff / welcher 5. Jahr bey den Friesen / und ihrem Könige Radbodo, das Evangelium geprediget / begraben lige: Und pag. 729. daß solche Kirch von den Zeiten deß H. Amandi, Bischoffs zu Mastricht / florirt habe. Es ist in solcher Abtey ein herrlicher Schatz von Büchern / wie auch bey den Dominicanern / Cartheusern / Carmeliten / und Jesuitern; in obgedachter S. Michaelis Pfarrkirch aber seyn überauß künstliche Gemälde zu sehen. Und von dem obbesagten Amando solle diese Statt bekehret worden seyn; wie auch die Vers eines unbekanten Poeten andeuten / so also lauten:

Hanc Clarinaeam veteres dixêre Coloni
Gorduni, populique truces coluêre Sicambri,
Mercurio Caesar, Christo sacravit Amandus.

Und solle darauff obgedachte Kirch zu S. Peter auffm Blandinberg / vom König Dagoberto auß Franckreich / erbauet worden seyn. Von weltlichen Gebäuen und Sachen / seyn allhie zusehen / 1. das Schloß / la Cur de Prince genant / von 300. Kammern / aber nicht mehr so schön / als es etwan vor Zeiten gewesen. Das Gemach / in welchem höchstgedachter Käyser Carl gebohren worden / ist kaum 4. Elen breit und lang; ist gantz von Holtz getäfelt / oben an der Decke ist das Spanische Wappen in Holtz geschnitzet. Es werden darunter Löwen / und andere außländische grimmige Thier gehalten. Hat einen weiten Wassergraben herumb / so mit Steinen außgemauert. Hochernanter ErtzHertzog Albertus hat / mit dero Gemahlin / in besagtem 1600. Jahr / zwar dieses Schloß / den 1. Februarii, besichtiget / aber die Einkehr in dem kleinen Schloß / oder Pallast / genommen. 2. Das obgemeldte vom Käyser Carl erbautes Castell / am Ende der Statt gegen Antorff zu / gelegen. Ist auff neue Manier gebauet / mit 5. Bollwercken / so auß den Streichen gezogen / rings herumb Wasser hat / und der Statt commandiren kan. Inwendig ist ein schöner grosser Platz / mit vielen Bäumen. Und ligt stets ein starcke Spanische Besatzung darinn. 3. Man kan solches / wie auch die Statt / und einen guten Theil Landes von dem Thurn / Bellfort genannt / am besten sehen; auff welchen man 500. Staffeln zu steigen hat. Auff solchem Thurn hanget auch die grosse Uhr-Glocke / der Roland genant / so eilff tausend Pfund wiget / neben vielen kleinen / die ein Lied / ehe die Uhr schlägt / musiciren; wie solches auch zu Bruck / und an andern Orten dieses Landes / geschiehet. Und solche Glock brauchen sie / eine Brunst darmit anzudeuten. Vor Jahren / ehe den Gentern die Brüllen auff die Nasen gesetzt / nemblich gedachtes Castell erbauet worden / haben sie solcher auch zu ihren Auffruhren sich bedienet. Am Rande herumb stehet:

Rolant / Rolant / als ick kleppe dann ist Brand /
Als ick luye / dann ist Oorlogh in Vlaenderland.

Zu oberst auff der Spitze stehet ein überguldeter Drach von Kupffer / mit außgebreiteten Flügeln / so groß als ein Stier / der zun Zeiten deß Balduini, Graffens zu Flandern / so Constantinopel erobert / von dannen hieher geschickt worden ist. 4. Ferners seyn allhie 13. Plätz / darauff man feil hat; unter welchen sonderlich der Freytags- oder Vrydaghs-Marckt / weil

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_365.jpg&oldid=- (Version vom 5.2.2024)