Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 364.jpg

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die Mönch desselben / auff Anhalten Käyser Carls / und Zulassung Pabsts Pauli, die Kutten abgelegt / und seyn Domherren / oder Canonici seculares worden. Als aber 3. Jahr hernach / an dem Ort / da dieses Closter / wo die Lis / und Schelde zusammen kommen / gestanden / und in dessen Kirchen höchstgedachter Carolus Anno 1500. getaufft worden / von ihme / dem Keyser / ein Castell / zu der Statt Versicherung / zu bauen / vor gut angesehen / so ward solche Probstey / und Collegium Canonicorum, in die Pfarrkirch zu S. Johann transferirt / die hernach Anno 1559. Pabst Paulus der Vierdte zu einer Bischofflichen Kirchen erhöhet hat / die jetzt zu S. Bavon genennet wird; und haben in besagtem Closter S. Bavonis geruhet S. Landoaldus, ein Römischer Priester / und seine Schwester die H. Vinciana; Item deß H. Landoaldi Gesellen / und unter denselben S. Amantius Diaconus, und S. Adrianus Martyr: Item die H. Jungfrau Landrada; deren Gebein / sonders zweiffels / auch in die jetzige Stiffts-Kirche S. Bavonis, vorhin / wie gemeldt / zu S. Johann genannt / gebracht seyn werden. Unter den Aebten vorgemeldten Closters / ist der 15. in der Ordnung Einhardus, oder Eginhartus, Käysers Caroli deß Grossen gewester Cantzler / Anno 826. worden. Sonsten liget in dieser Bischofflichen Kirchen auch der H. Macarius, vor Zeiten Patriarch zu Antiochia / begraben; von welchem Raderus vol. 2. de Sanctis Bavariae, schreibet / daß er auß Armenien gewesen / sein Patriarchat / auff daß er raisen und wallfahrten könte / auffgeben habe; seye in Bayern kommen / allda ein gantzes Jahr geblieben / von dannen nach Meyntz gezogen / und ins Niederland / daselbst er / und allhie zu Gent / im Jahr 1012. bey dem Closter S. Bavonis seine Wallfahrt beschlossen / und gestorben seye. In S. Nicolai Pfarr-Kirch (deren allhie sieben / und unter denselben die zu S. Michael / nach Bavon, die fürnehmste ist) auff dem Marckt ist jetzt auch ein vornehmes Canonich-Stifft / so auß der alten / und durch die Calvinisten verwüsten Kirchen der H. Jungfrauen Pharaildis, hieher ist versetzt worden. S. Livinus der Bischoff / und Märtyrer / ist auch deren von Gent Patron. Im Closter Bethlehem ruhet die H. Jungfraw Coleta, so zu Corbey in der Picardi gebohren worden / hernach ihren S. Clarae Orden erstlich im Closter zu Bysantz / hernach auch in andern Clöstern unterschiedlicher Orte / auff die alte weise reformirt hat / und allhie Anno 1447. gestorben ist. In S. Petri Abbtey ligt Käysers Caroli V. Schwester / Frau Isabella / geweste Königin in Dennemarck / so Anno 1525. den 19. Jan. verschieden. Nicol. Helduaderus meldet / part. 2. Sylvae Chronol. Circuli Baltici, pag. 71. daß sie zu Suinart / so ein Lusthauß deß Abts von S. Peter zu Gent / in ihrem Exilio gestorben / und allhie zu Gent begraben worden; deren denckwürdige Grabschrifft / so sie ihr selber gemacht / er setzet. Und sagt ferners / daß sie von all ihrem grossen Brautschatz / (der an Gelde 300. tausent Gulden gewesen) so sie in Dennemarck gebracht / auch von allem Einkommen ihrer drey Königreiche / mehr nicht / denn 300. Holländische Gulden / an bahrem Gelde hinterlassen habe. Es schreibet von gemeldter Abbtey Maximus Aemilianus Vtientius, in der narration, wie Ertzhertzog Albertus, und seine Gemahlin Isabella, Anno 1600. von der Statt Gent prächtig empfangen worden / daß solche vorhin ausser der Statt / jetzt aber innerhalb auff dem Blandinberg besonders gelegen sey / und daher dieser Abbt zu S. Peter / ins gemein Antistes Blandiniensis genannt werde / so seine eigne Bottmässigkeit von der Statt abgesondert habe. Und in derselben Kirche / sagt er / haben beede Ihre Hochfürstl. Durchl. den 30. Januarii Meß gehört / und sey der Ertzhertzog von dem Abbt / mit einem Schwert umbgürtet worden / darzu er gesprochen: Accingere gladio super femur tuum potentissime; darauff sie alsobalden dem Lande beede geschworen / und hernach vom Abt / mit andern grossen Herren / und Hoffleuten / stattlich tractirt worden seyen. Nach dem Mittagessen habe man sich in obgedachte Haupt-Kirche zu S. Johann / ins gemein

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_364.jpg&oldid=- (Version vom 5.2.2024)