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Dörffer oder Flecken / (deren viel so groß als die Stätte) könne man nicht wohl zehlen / und ihre Schönheit nit leichtlich glauben. Die fürnehmsten Häfen seynd zu Schluyß / Nieuport / Dunkerken / Ostende und Gräveling / oder wie ers nennet / Grevening. Die berühmtist und bequemiste Flüsse seyen / die Scheld / Lis / und Tenere: die Canäl / oder gegrabne Bäch / bringen auch grossen Nutzen. Biß hieher besagter Marchantius. Petrus Divaeus sagt / lib. 1. rerum Brabanticarum, cap. 2. p. 5. es seye mehr als gewiß / daß Flandren / so jetzt vor die vornehmste Graffschafft [WS 1] in gantz Europa gehalten werde / zun Zeiten Käysers Car. M. so unbekannt gewesen / daß man kaum ihren Namen gewust habe. Lud. Guicc. in Beschreib. Niederlands / p. 230. seqq. meldet / daß Flandren noch deme Artois davon kommen / 3. Theil gehabt / deren der fürnemste / so unter dem Frantzösischen Scepter / eigentlich die Graffschafft genannt / und der Flandrische Fürst für den fürnehmsten Graffen / und einen Mit-Regenten in Franckreich gehalten worden / der bey der Crönung dem König das Schwert vorgetragen. Welche Gewohnheit aber sampt dem Frantzösischen Recht zu Flandren auffgehört / als König Franciscus bey Pavia gefangen worden. Der Ander Theil dependirte vom Römischen Reich / und ward die Herrschafft Flandern genannt. Der Dritte aber war deß Graffen eigen. Er Guicciard. rechnet ferners zu Teutsch Flandern / Gent / Bruck / Ypern / Sluis / Ostende / Neuport / Dunkerken / Biervliet / Winoxbergen / Damme / Dixmude / Vurn / Burburg / Gravelingen / Cassele / Deinse / Cortrick / Oudenarden / Ardenburg / alles umbmauerte Stätte: zu denen er nachfolgende Flecken setzet / als / Oostburg / Middelburg / Monachorede / Blanckenberg / Houck / Aldenburg / Ghistell / Lombartside / Torout / Loe / Hondiseot / Mardik / Poperingen / Belle oder Balliole / Messin / Comine / Werwiik / Menine / Halewin / Wasten oder Warneton / Stegra / Mergem / Hesbruk / Rosselar oder Roullers / Tilet / Eclon / Stechen und Harlebeck. Zu WelschFlandren rechnet er Lille / Dovay / Orchies Lanoie / Espinoie / Armentiers / het Land van Love / Tornick / Mortaine / und Fanum D. Amandi. In Käysers Flandern sagt er ligt Aelst / Ninove / das Ländlein Wasen / sampt vier Aemptern / darunter Hulst / darnach Axelle / Bochout / und Assende: Item 2. Fürstenthümer / Steenhusen / und Gauer: Item unterschiedliche Herrschafften / sonderlich Likerken und Sottegem. Ferners seynd in diesem Theil Teneremund / Geertsberghe / Bornhem und Rupelmund: welche Ort alle gedachter Guicciardin beschreiben thut. In dem jetzigen Frantzösischen Krieg in Flandern wird einer Schantz / Nahmens Lincke / gedacht / darvor der Mareschall Gassion ins Dicke vom Bein / und in die Hande verwundt / Anno 1645. aber gleichwol von den Frantzosen dieses Fort innerhalb 6. Tagen auf discretion erobert worden seye; von dannen / und Bourburg / sich der Hertzog von Orleans gegen Cassel gewendet habe. Item / daß gedachter Hertzog / nach Eroberung Lincke / die Belagerung Bourburg vorgenommen / der Printz von Vranien aber sein Lager bey Maldegen geschlagen hette. Abrahamus Golnitzius hat Anno 1631. diese Graffschafft (so an Macht und Grösse keinem Hertzogthumb weichet / und unter allen Graffschafften der gantzen Christenheit für die gröste gehalten wird) auch / und zwar mehrertheils auß dem obgedachten Marchantio, beschrieben; da er dann / unter anderm sagt / daß solches Land wie ein halbe Insel außgehe / als daß fast allenthalben mit Meer und Flüssen / ausser gegen Hennegöw / umbgeben. Der Boden ist mehrertheils eben / so allerhand Bäume ausser gegen dem Meer trägt; und da die Fische / wegen so vieler Wasser und See / in grosser menge seyn. Hat in der Länge / von der Schelde / und Antorff / biß nach Grevelingen / 33. Meilen / und in der grösten Breite von Dovay / und dem Fluß Scarpe / biß zum Dorff Breskine / gegen Vlissingen über / 24. Meilen / jede von einer Stunde. Der Winter ist allda nit streng / und der Sommer nit zu heiß: der Lufft gesund; es gibt da feiste Ochsen / dauerhaffte / grosse / schöne und gute Pferd;

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Graffschaff:
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_332.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2024)