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Schiedam / ein Holländisch Stättlein / an dem Wässerlein de Schie, Scye, oder Scia, nahend der Maas / und ein halbe Meil von Vlaerdingen gelegen / so heutigs Tags / wegen seiner Schönheit / und deß Fischfangs halber berühmt ist. Von deß Nahmens Ursprung schreibet C. Ens in delic. apodem. p. 150. etwas weitläuffig. Allhie ist die H. Liduina, Lidvigis, oder Liduit, An. 1433. gestorben / welche Jungfrau 38. Jahr lang grosse und schwere Kranckheiten gehabt hat. Sihe oben die Beschreibung Brüssel / und Aubert. Miraeum, in Fastis Belg. p. 188.


Schoonhofen / Schoonhovia. Eine Statt in Holland / an dem lincken Gestad deß Flusses Leck / und sonsten noch 2. Wassern gelegen. Den Nahmen hat sie von der Lustbarkeit der Gärten. Dann Schoon den Niederländern schön / und Hof einen Garten bedeutet / wie Zuerius in seinem Theatro Hollandiae pag. 297. erinnert. Ist ein volckreiche und wolbegüterte Statt / allda herrliche Apffel wachsen / und viel Salmen gefangen werden. Es solle dieser Orth auß dem Untergang der Statt Nieuporten / oder Neoporti, also zugenommen haben / welches Nieuporten jetzt ein Fleck gegen Schoonhofen über / auf dem andern Gestade deß Wassers Leck gelegen. Ludov. Guicciardinus will / daß deß berühmten Christophori Longolii Mutter von Schoonhofen / sein Vatter aber ein Frantzoß gewesen / und er Christophorus zu Mecheln gebohren worden: Aber vorgedachter Zuerius verläst sich auf deß Erasmi Roterodami Gezeugnüß / und sagt am 299. Blat / daß er von Schoonhofen gewest sey. Sein Leben hat er noch jung Anno 1522. zu Padua in Italia beschlossen / allda er in der Franciscaner Kirchen / mit dieser Schrifft / so ihme P. Bembus gemacht / begraben ligt:

Te juvenem rapuêre deae fatalia nentes
Stamina, cum scirent moriturum tempore nullo,
Longoli, tibi si canos seniumque dedissent.


Scagen / Scaga, zwischen Alckmar und Medenblick / in Holland gelegen / ein vornehmer und stattlicher Holländ. Marcktfleck / so Statt-Recht und Freyheiten / An. 1415. von Guilh. Hannonio erlanget hat. Wird wegen seiner Schöne und Lustbarkeit / vor andern in Holland gerühmet. In der Kirch haben die Herren dieses Orts ihre prächtige Begräbnüß / welche von Hertzog Albrechten in Bäyern / Käyser Ludwigs deß Vierdten Sohn / Graffen in Hennegöu / Holl- und Seeland / herkommen / welcher seinen unehelichen Sohn Guilhelm, den Pabst Nicolaus legitimirt / zum Herrn zu Scagen allhie gemacht / und ihme solchen Titel geben. Und haben seine Nachkommen / auß denen Anno 1632. Albertus gelebt / in diesem gantzen Scagischen Gebieth / die hohe und niedere Obrigkeit; und seyn schon längsten unter dem Ritterstand / zu den Holländischen Landtägen gezogen worden. Es hat allhie einen grossen Marckt / daran das Rahthauß gelegen. Ist auch allhie ein Waisenhauß. Das Schloß darinn die Herrschafft wohnet / ligt nahend beym Flecken / so deß Prospects und bequemen Lagers halber / nicht allein sehr lustig / sondern auch vest ist. Der Boden herumb ist fast der fruchtbariste in gantz Europa / wie Zuerius p. 369. seines Theatri Hollandiae schreibet. An. 1570. hat das Wasser hierumb / als es die Thämm / damit die Zipp / oder ein gut Theil Landes darbey versehen gewesen / zerrissen / an Leuthen / Vieh und Häusern / grossen Schaden gethan.


Seeburg / ein sehr wohlbefestigtes Schloß in der Seeländischen Insel Walcheren / zwischen Flissingen und Armuygen / an der Ecken gegen SudOst / so man Ramekens nennet / gelegen / welches Käyser Carl der Fünffte erbauen lassen.


Tolen / ein Stättlein in Seeland / davon die Insel oder das Land von Tolen den Nahmen / solcher aber von dem Wörtlein Tol / so soviel als Zoll / oder Vectigal bedeutet / hergeführet wird. Es ligt dieses

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_308.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2024)