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Graffen Florentii IV. Gemahlin / und Hertzog Heinrichs des Andern von Brabant Tochter / ein berühmtes Cistertienser Kloster erbauet / welche Anno 1267. gestorben / und darinn begraben worden. Es hat aber solchem einen sonderlichen Nahmen die Machtild / oder wie sie andere / (und zwar die meisten / auch die Grabschriefft selbsten) nennen / Margareth / Graf Hermans zu Henneberg Gemahlin / und gedachten Graffens Florentii IV. und der Margarethen Tochter / mit ihrer wunderlichen Geburth von 365. Kindern / gemacht / so Anno 1276. geschehen seyn solle. Es erscheinet aber auß dem Beschluß der Taffel / so zu ewiger Gedächtnuß dieser vornehmen Geschicht / in der Kirchen zu Loßdun auffgehenckt ist / gnugsam / daß solche Schrifft so gar alt nicht ist / sondern erst im vorigen Seculo gemacht / und die Alte / so in Niederländischen Reimen bestanden / entweder hinweggethan / oder verderbt worden. Und bringet Iunius ein andere Lateinische Schrifft / darinn nur 364. Kinder gedacht wird. Ich wolte die Histori nicht gern Lügen straffen; wiewol viel Sachen seyn / so sie deß falsches überzeugen. Der jenige Guido, welcher so viel Kinder getaufft haben soll / ist deren von Utrecht Bischoff umb selbe Zeit nicht gewesen / man wolte dann derselbigen Bischöffe Catalogum in zweiffel ziehen / welcher außtrücklich meldet / daß Johan von Nassau[WS 1] / von Anno 1267. biß auffs Jahr 1287. daselbst Bischoff gewesen. Theils schreiben / daß sich diese Geschicht Anno 1244. Andere 1266. Andere 1276. begeben habe. Theils / daß die Mutter in der Geburtsstund / und zwar / wie Meyerus will / Anno 1278. gestorben sey. Aber auß deß Grafen Florentii, V. von Holland Schreiben Anno 1277. gegeben / erscheinet / daß sie zu Loßdun damaln albereit gestorben gewesen / und wird darinn solcher wunderlichen Geburt nicht gedacht. Und dieses sagt Zuerius. Wir wollen uns deßhalben in keinen Streit einlassen; allein dieses noch darbey erinnern / daß der gedachte Guido in der besagten Tafel / nicht ein rechter / sondern nur ein Weyh-Bischoff zu Utrecht genannt wird.


S. Martins Dyck / oder Damm / Agger Divi Martini, ein kleines bemauert Stättlein in Seeland / dem Printzen von Vranien / neben der daran gelegenen Herrlichkeit Scherpenisse / als ein Erb vom Graffen von Büren / gehörig / der allda seinen Drossart / und andere Officier hat. Das Land herumb ist lustig / und fruchtbar.


Medenblick / Medenblicum. Ist unter den Holländischen Stäten die letzte / wann[WS 2] man auff die Ordnung; aber die erste / wann man auff das Alter sehen thut. Sie hat den Nahmen von dem vor Zeiten edlen Fluß Medemelacha / von dem man jetzt kein einige Anzeigung mehr hat. Ist mit sehr starcken Wällen oder Dämmen / welche dem Meer / so diesem Orth starck zusetzet / einen Widerstand thun können / versehen. Die Statt an ihr selbsten ist nicht groß; hat aber ein gutes Schloß / mit seiner Landschafft / die umb und umb voller Wiesen und Weyde / zu der Viehezucht. Es ist deß gemeinen Manns Meynung / daß der verruffene Friesen[WS 3] König oder Hertzog / Radboldus, so Anno 719. oder 23. gestorben / allhie Hoff gehalten habe. Siehe Zuerium, in Theatro Holl. p. 383. und C. Ens in deliciis p. 192. ligt 2. meilen von Horn; und hat einen sichern Port. Anno 1290. als die Friesen unrühig waren / und alles verwüsteten / ist auch Medenblick in die Aschen gelegt / hernach aber wider erbaut / und so bevestigt wörden / daß man sie für unüberwindlich halten thut.


Middelburg. Diß ist die Haupt-Statt in gantz Seeland / und absonderlich auch desselbigen Lands vornehmster Insel Malcheren / in deren Mitten sie lieget / und daher den Nahmen hat. Ist groß / vest und wohl erbauet / auch mit Brücken / Thürnen und Bollwercken / zum gebrauch und zur Zierde / stattlich versehen. Hat

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Nsasau
  2. Vorlage: mann
  3. Vorlage: Fiesen
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_285.jpg&oldid=- (Version vom 28.1.2024)