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können. Dann sie nicht allein von Natur / wegen deß Meers / wol liget; sondern ist auch auff den drey Seiten mit ihren Pasteyen / Flancquirungen / und weiten Wassergräben / wol versehen / und auff der vierten Seiten gegen der See / mit gutem Gemäwerwerck / von bachenen Steinen / und vorgeschlagenen Pfählen versorget; auch inwendig ingleichem wol erbauet: Und ist unter den offentlichen Gebäuen insonderheit das schöne neue Rahthauß / gantz von gehauenen Steinen künstlich erbauet; dergleichen in Holland nicht zu finden; wie auch der Fürsten-Hoff / oder Printz Friedrich Heinrich von Oranien / Graffens zu Nassau / jetzt seines Sohns / Printz Wilhelm [WS 1] / als Herrns dieser Stadt / schöner und herrlicher Pallast / zu besichtigen. Es ist dieser Ort / nach dem er erstlich unter der Graffen von Seeland Herrschafft gewesen; und hernach ihn die Herren von Borsalaer innen gehabt; endlich / sampt der Marggraffschafft Veer / mit Verwilligung der Staaten von Seeland / käufflich an Printz Wilhelmen von Uranien / hochgedachten Printzens Friederich Heinrich und seines / ohne eheliche Erben / verstorbenen Bruders Mauritii, Herrn Vattern kommen. Und obwolen die Herren General Staaten Anno 1585. diese Vestung der Königin Elisabeth in Engelland verpfändet / welche / wie auch ihr Nachfahr / König Jacobus / ihre Besatzung allda / biß auffs Jahr 1616. gehabt; so ist doch solche wieder abgelöst / die Englische Besatzung in gemeldtem Jahr / abgeführt / und die Stadt Flissingen ihrem Herrn / dem vor hochgemeldten Printz Moritzen / damahligen Marggraffen von Veer / und Flissigen / wieder eingeraumet worden; welche Marggraffschafft Veer / wegen eines alten Statuti, diesen Vorzug- und Gerechtigkeit hat / daß solche allein / auff den Landtägen / wegen deß gantzen Seeländischen Adels / die Stimme gibt. Sihe hievon Ludov. Guicciardinum, in Beschreibung Niederlands / fol. 222. der Edition von Anno 1613. Meteranum lib. 4. und an andern Orten / G. Braun im 5. Theil seines Theatri Urbium, C. Ens in delic. apodem. p. 131. und Hagelgans / in Beschreibung Niederlands / p. 104.


Geervliet / ist der allerältiste / und vortrefflichst Marcktfleck in gantz Holland / so vor Zeiten mit Mauren umbgeben gewesen / welche hernach durch Unglück hernieder geworffen worden seyn. Ligt in der Insel Voorn / oder Vorne; und laufft der Fluß Widela vorbey / welcher Nam so viel heissen soll / als Wiide Heela, oder latus Helius, wie Scriverius will / also / daß man den Helium, dessen Plinius lib. 4. cap. 15. gedenckt / nicht anderswo mehr suchen darff; obwolen bißhero dieser Fluß den Namen der Maas gehabt / und noch hat. Es ist aber vom besagten Scriverio, in einem Chronico, so mit Niederländischen Reimen beschrieben / in dem Leben Joan. Hannonii, im Jahr 1303. am ersten dieser Name Widela außtrucklich gefunden / und in acht genommen worden / so eines Arms vom Rhein Außgang ist: Da hergegen der Ander / dessen auch Plinius gedencket / oder alterum Rheniostium, von allen heutigs Tags Vlie, und dieselbe Gegend Vlieland genennet wird. Es ligt bey Geervliet Heenvliet / so Marckt-Freyheiten hat / und allda Jährlich ein stattlicher Roßmarckt gehalten wird / daselbsten auch deß Herrn dieses Orts / namblich Joannis Polyandri, Schloß zubesichtigen; wie hiervon mit mehrerm Marc. Zuerius Boxhornius, in seinem Theatro Holland. pag. 360. seqq. zu lesen ist.


Goeree / oder Goerea, nahend der Nord-See / und zwey grosse Meilen von Brüel gelegen / hat vorhin zu Seeland gehört / jetzt aber ist es ein Holländisch Städtlein / in einer Inselgestalt. Der Nam kompt daher / weiln die Schiff / so in die Maas gefahren / zwischen Vorne / oder Vornia, und der Insel / eine bequeme Stellung hatten. Dann Reeden / in alter Niderländischer Sprach nichts anders bedeut / als die Schiff zum Jahrmarckt wol außrüsten. Es hat aber diese Stadt vor Zeiten / der Schiffarten / und Handlungen halber / gewaltig floriret;

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Milhelm
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_254.jpg&oldid=- (Version vom 28.1.2024)