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Verlust ihres Volcks / vergeblich da fürgenommen / so hertzhafft außgestanden / berühmt ist. Hat ein Zuchthauß.

Ein wenig über tausent Schritt von dannen ist die alte Stadt Verona gelegen gewesen / so laut deß Versleins / eCCe CaDIt Mater FrIsIae, Anno 1303. von Graff Hansen von Hennegöu / Holl- und Seeland zerstört und geschleifft worden seyn solle. Das Land herumb / wo solche gelegen / wird noch Vroonland genannt. Und schreibet Aub. Miraeus, in Fastis Belgicis p. 594. man sage / daß die Heiligen Cassius, und Florentius, mit ihren Gesellen / auß der Thebaeischen Legion / bey dieser weyland berühmten Stadt getödet worden seyen. Sihe von Verona / neben den Niederländischen Scribenten / auch C. Ens in delic. apodem. per Germaniam p. 180. seq.


Ambsterdam / Ambstelodamum. Diese mächtigste unter allen Städten in Holland / ligt an dem Wasser Amstel / davon / und dem Damm / sie auch den Namen hat / und an dem Meerwinckel Ye, oder Ya, oder T’ie. Von ihr hat der vornehme gelehrte Mann Petrus Scriverius diese Vers gemacht:

Quaeritis Hansaeas inter cur censear urbes?
Emporiumque ingens Amstela Nympha ferar?
Cur mea per totum volitent nunc carbasa mundum?
Cur subeat leges Indus uterque meas?
Cernitis augustam, qua sum decorata, coronam,
Et nitidum tollo celsa per astra caput!
Non hedera, ut vulgo est; furiosave stemmata jacto,
Auctorem, et causas haec habuere suas.
Inconsulata suum petulantia Flandrica Regem
Cepit, et innocuo sanguine tinxit humum.
Hinc Genitor movet arma; scelus nec linquit inultum,
Liberet ut natum, trux Fridericus adest.
Romanaeque adsunt Aquilae, atque exercitus omnis:
Itur in excidium, maxima Bruga, tuum.
Protinus obsepto migrant commercia portu:
Amstela tum sacro digna favore sui.
Sensit captivus, sensit Rex liber Yaeos
Amsteliosque suo pectora fida Duci.
Quid faciat? ja tum Grudios cum perdere vellet,
Me caput è Batavis tollere jussit aquis.
Caesareaeque meos illustrans luce coronae,
Tradite (ait) terris, tradite jura mari.

Es ist diese Stadt auch der Zeit die berühmteste an Kauffmannschafft unter allen Hansee-Städten / und andern in der Christenheit / also daß offt auff einmal 600. Schiff und mehrere von allen Orten da ligen / und etwan zugleich 300. Segel dahin über die Suyder See oder Mare australe fahren: und daselbst stetigs / ausser den Teutschen und Niederländern / Italianer / Spanier / Portugesen / Engelländer / Schotten / Polen / Frantzosen / Dänen / Moscowiter / Schweden / Nordweger / Liffländer / und andere Völcker gegen Mitternacht anzutreffen; und dahin fast auß allen Landen / und gar auß West- und Ost-Indien Güter gebracht werden. So haben die Juden drey Synagogen in der Stadt / und kommen auch / wie Bertius sagt / Mohren / Africaner und Türcken / hieher zu handlen. Und ist sich wohl zu verwundern / daß von so geringem Anfang sie also hoch durch die Gewerbschafften / sonderlich als Staveren in Frießland abgenommen / und von Antorff sich die Kauffleuthe hinweg begeben / gestigen ist. Dann die ersten Erbauer und Anwohner seynd nur Fischer und Hirten gewesen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_220.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2024)