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Frießland / zum theil mit Gröningen: von Mittag hat es die Graffschafft Zutphen / so den vierdten Theil von Geldern macht: von Morgen Westphalen; und vom Abend die Zuyder-See / und die gedachte Issel. Es wird solches in drey vornehme Stuck abgetheilet / nemlich in Saland / oder Iseland / Drent / und Twent. Der fürnehmste Fluß ist die Vider oder Vecht. Der Lufft ist allda rein und gesund; der Boden eben und niederträchtig; gibt gar wenig Berge darinn / und tragen dieselbe Holtz: der Acker ist sehr fruchtbar / und zu allem Anbau geschickt; sonderlich aber trägt er viel Korn / und den besten Weitzen. So gibt es auch gute Wayde im Land / aber keinen Weinwachs. Hat sehr lustige / wiewol kleine Wäldlein. 8. umbmauerte Städte / nemlich Daventer / Campen / Schwoll / Vollenhofen / Steenwick / oder Steenwich / Hasselt / Otmarsen / und Oldensiel. Uber diese seynd da zehen vornehme Ort / so ihr ansehliche Freyheit haben; als Meppel / Geelmude / Covorden / Hardemberg / Ommen (an der Vecht / zwo geringe Meilen von Hardemberg /) Almeloo / Gora / Diepenhem / Delden / und Enschede. Darzu im Atlante Ryssen / Wilsen / und Graffhorst gezehlet werden. Und neben diesen / sollen über die einhundert Dörffer mit Kirchenthürn in diesem Lande seyn. Der Stände seyn jetzt zwey: als der Adel / und die drey Städte / Deventer / Campen / und Schwol / so die übrigen vertretten. Die Haupt-Stadt ist Daventer / oder Deventer. Es hat dieses Land zuvor unter das Bisthumb Utrecht gehört / mit welchem es folgends / so viel das Weltliche anbelangt / an Käyser Carln den Fünfften kommen. Petrus Bertius in explicat. Tabularum Geographicarum contractarum, pag. 271. seqq. schreibet / daß die Transisalani der Francken alte Sitz innen haben. Dann die alten Francken erstlich in gantz OverIsel / und denen Orten / so die Tencteri, Tubantes, Cauci, Bructeri, so man jetzt Zutphanos, Drentenos, Truentenos, Embdanos, Bremenses, nennet / besessen / gewohnet haben / und vermeynt er Bertius, daß von den Francken / so man Salios geheissen / noch Anzeigungen in der Landschafft Saland / und dem Dorff Salicum genannt / vorhanden / und daß von diesem Saliis, die Leges Salicae ihren Ursprung haben.

II. Frießland betreffende / so hat solches insonderheit Ubbo Emmius, in seinem Buch de Frisia, et Frisiorum Republica, fleissig beschrieben / und in einem einigen Büchlein / deß Suffridi, und Bernhardi Furmerii, Meynungen widerlegt / und setzt er Emmius, unter andern / daß was der Friesen Ankunfft / und Thaten / vor Christi Geburt / betreffen thue / man davon nichts gewisses habe / und daß man von seiner Landsleuth / der Friesen / Sachen / vor der Zeit der ersten Römischen Käyser / gantz nichts wisse: Was aber bey derselben Käyser Regierung / biß auff die Zeiten der Käyser Arcadii, und Honorii, deß Theodosii Magni Söhne / da vorgangen / davon wissen die Friesen anders selber nichts / ausser was die Römische Scribenten auffgezeichnet haben. Daher er Emmius die Histori von den Friesischen Geschichten erst vom Jahr Christi vierhundert neun und viertzig / als die Friesen mit den Sachsen in Britanniam gezogen / anfahet / und sagt / daß umbs Jahr Christi 679. Wilfridus, der Engelländische Bischoff zu Yorck / oder Eborach / auff seiner Reise nach Rom / mit seinem Schiff / durch die Winde nach Frießland getrieben worden / daselst er der Friesen Fürsten Aldegillum, den Beda einen König nennet / wie auch die Friesen im Christenthumb unterwiesen / hernach sich auff Rom begeben habe. Besagtem Fürsten Aldegillo hat sein Sohn Radbodus succedirt, welcher das Christentumb wieder ausgerottet / biß er vom Pipino Crasso, dem Hausmäyer in Franckreich gedemütiget worden; da dann Willibrordus, Wicbertus, Suidbertus, Willibaldus, Warenfridus, Marcellinus, und andere / aus Engelland nach Utrecht / oder Wiltaburg / umbs Jahr Christi 690. gelangt seyn / und in Frießland zu predigen

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_162.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2024)