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Thiel / Tiel / Tiela, Tila, Tilaea. Ein sehr veste Hansee-Stadt in Geldern / wann man von Nieumegen nach Bommel räisen thut / und den Herren General Staaden gehörig. Ihr Gebieth wird das Tilerwerd genannt. Ligt an der rechten Seiten der Waal / zwo Meilen / oder drey Stund gehens / von Bommeln / 4. Stund von der Andreas-Schantz / (die zwischen Thiel und Bommel / an einem Eck / da die Maas und Wael zusammen lauffen / gelegen) 6. Stund von Hertzogenbusch / und so weit auch von der Stadt Grave. Utrecht ligt 4. Stund gehens davon / Buyren nur 1. Stund / Cuylenburg 3. Stund / die Stadt Wyck 2. Stund. Und ob sie wol auff einer Seiten mit Moraß / auff der andern aber / wie gesagt / mit der Wael / oder Waal umbgeben; so ist sie doch noch über das / durch die Kunst / mit Bollwercken und Schantzen auffs beste verwahret. Ist vor Jahren ein mächtige Handels-Stadt gewesen / weiln sie in dem Privilegio, welches Käyser Otto der Erste der Stadt Magdeburg Anno 972. gegeben / den Städten Bardowik / Cölln und Mäintz / in Freyheit der Commercien / gleich gehalten wird. Sie hat auch Anno 1528. eine Belagerung tapffer außgestanden; wie hievon Joh. Angel. à VVerdenhagen part. 4. Rer. Hanseat. cap. 3. fol. 22. und von dem gedachten Fluß Wael / oder Vahali, fol. 21. und wie sich der Rhein in unterschiedliche Aerm außtheilet / (an deren einem / ehe er nach Arnheim kommet / das Castell Iselort liget) daselbst f. 20. seqq. weitläuffig zu lesen ist. Das vornehme Adeliche Geschlecht von Vych hat zu Tiel sehr ansehenliche / und gleichsam Fürstliche Häuser. Die Spanischen haben Thiel Anno 1606. und 1621. zu überhaschen vergeblich gesucht.


Venlo / Venloo / Venloa, Venlona. Ist ein Geldrische ins Quartier Ruermund / und dem König in Spanien gehörige Stadt / so von den benachbarten Pfützen den Namen hat. Dann Veen oder Vehen / ist so viel als ein sumpffiger Ort. Ist sehr vest / und an der Maase gelegen / darinn grosse Kauffmannschafft getrieben wird; wie sie dann ein Hansee-Stadt ist. Käyser Carl der Fünffte hat sich allhie An. 1543. mit dem Hertzoge von Gülch und Cleve verglichen / und kam damalen das Hertzogthumb Geldern / sampt der Graffschafft Zutphen völlig ans Hauß Oesterreich. Sie war ein zeitlang unter den vereinigten Staaden / aber Anno 1586. kam sie wieder in deß Königs von Hispania Gewalt. Anno 88. seyn auff das wenigste zwey Drittheil dieser Stadt abgebronnen / als man die neue Feurballen probieren wolte / dem Hertzogen von Cleve ein Belustigung zu machen; weilen einer von Venlo sie neulich erfunden hatte. Den 3. Junii Anno 1632. bekamen sie die Herren Staaden wieder: Aber Anno 1637. im Augusto / haben sie die Spanier abermals mit Accord erobert / nachdem sie zuvor die Vestung Limburg nahend dabey gelegen / eingenommen hatten. Und belagerten die Staadischen hernach Anno 1646. im Septembri / Venlo vergebens. Die Ursach / warumb kein rechter Ernst da gebraucht / und die Vestung auff der Brabantischen Seiten nicht umbschantzt worden / ward zum Theil dem steten Regenwetter; zum Theil den Friedens-Tractaten mit Spanien / gegeben. Und war dieses deß Printzen Friedrich Heinrich letzter Zug / darüber er gleichwol nicht wenig Leuthe eingebüßt haben solle. Sie ist groß / ligt anderthalb Meilen von Stralen / und darvor eine Insel. Sihe was von ihr weitläuffig Johann Angelius à VVerdenhagen de Rebuspubl. Hanseat. part. 4. cap. 2. fol. 17. seq. Item Georgius Braun im Dritten seines Städtbuchs / und C. Ens, in delic. apod. per Germ. 144. schreiben.


Wachtendonck / VVachtendonca. Stadt und Schloß im Hertzogthumb Geldern / und desselben Quartier Ruermund gelegen / und dem König in Spanien der Zeit gehörig. Hat den Fluß Neers zum besten; und rechnet man von hinnen nach der Stadt Geldern zwo Meilen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_148.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2024)