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Bosch / und von den Frantzosen Bolduc genannt / welcher Nahm von dem schönen Wald oder Busch herkommet darinnen vor diesem die Hertzogen von Brabant ihren Lust gehabt. Sie ist groß und sehr vest / auch volckreich und wol erbaut. Die Burger geben gute Soldaten / seyn doch darneben höflich und freundlich. Es gibt auch zimliche Kauffmannschafft allda / sonderlich mit Leinwaten / weiln das Wasser zum bleichen von Natur gar tauglich ist. Man macht auch da gute Messer / und werden die Nadel und Glufen / gar weit von hier verführt. An. 1182. ist sie von Hertzog Godfrieden von Brabant / den man Godfried in der Wiege genant / erbaut / und hernach An. 1196. mit einem Wall / und Graben umbgeben und mit der Zeit noch mehrers bevestiget worden. Die Kirchen zu unser Frauen / und S. Johans / seyn da sonderlich zu sehen. Und hat Bapst Paulus IV. allhie / auff Begeren Königs Philippi II. in Hispanien / ein Bisthum angerichtet und solches neben den Bisthumen Antorff / Gent / Bruck / Ypern / und Ruermund / dem neuen Ertzstifft Mecheln unterfwürffig gemacht. Es gehört ein grosses Gebiet hieher; darunter auch etliche Stättlein / und auff die 72. Dörffer. Und dieses / und mehrers / sagen die angezogene Scribenten von dieser Statt. Ist dem Neuen Atlante Ianssonii stehet also von ihr: Sie hat ihren ersten Anfang umbs Jahr 1184. genommen. Ist dreyeckicht / mit 3. spatiis in die Länge außlauffend / zusampt einem solchen Kreiß / daß sie einer in anderthalb Stunden / welcher wol zu Fuß / schwerlich abgehen solte. Hat 7. sehr grosse Schantzen / schöne Gräben / etc. 5. Pforten / als die Fuchter Pfort / ein sehr schön Werck / mit einem Graben / und 2. hültzern Brucken / von der Stattmaur und Wall abgesondert / und gehet man dardurch nach Antwerpen: die Ortemer Pfort: Hintheimer: die Kühe oder S. Johannis Pfort: Offentliche steinerne Brucken hat es 51. hültzerne 38. einen schönen Marckt / 2000. der schönsten Häuser. Der Umbkreiß / sampt den sieben grössesten Schantzen / oder Brustwehren / ist 7666. Schritt. Hat stattliche Aussenwerck. Das Statt Regiment führen zween Schultheissein / einer in Civil, der ander in Criminal, so ihre Schöpffen haben. Darnach hat es auch geschworne Rathsherren / so sie Rathen nennen.


Heverle / ein Schloß bey der Dilia, und nahend der Statt Löven in Brabant / schön und lustig gelegen / und dem Hauß von Croye, sampt zugehöriger Freyen Herrschafft / zuständig: welches der vierdte Hertzog von Arschot stattlich geschmuckt / den Fluß herum geführt / die Berge durchbrochen / und damit die Strasse von Löven breiter gemacht / stattliche Gärten gepflantzet; die Kirchen erneuert; den Fürsten und Befreunten seines Hauses marmolsteinerne monumenta auffrichten lassen / und anders löbliches mehr gethan / also / daß dieser Orth wol sehens würdig / sonderlich weil er auch neben der gedachten Haupt-Statt und Hohen Schul in Brabant / und bey einer halben Stund davon / zwischen lustigen Feldern / Gehöltz / springenden Brunnen / und bey einem Fluß / nemlich der Dilia, wie gesagt / und dem Bach Fura, gelegen / und ein Königlich Werck ist / hat 7. Fischweyer; künstliches Wasserwerck in den Gärten; auch ein CelaestinerCloster. Im Chor der Kirchen ist der Fürsten von Croye Stammenbaum / von Adam her / biß auff unsere Zeit / sampt ihren Bildnussen und Namen zu sehen / darüber sich nicht allein Niederland / sondern auch Europa zu verwundern. Vnter andern Grabschrifften ist diese deß Hertzogs Caroli, so er ihme selber soll gemacht haben / zu lesen / die also lautet. Carolus à Croy, nuper Dux Croy et Arschoti, ex magna progenie natus, nunc putredo terrae, et cibus vermiculorum, obiit in Domino, exspectans resurrectionem mortuorum, an. 1612. Und eben dieser Hertzog hat diß Königliche Gebäu allhie geführt. In der Capellen weiset man unter andern einen Pfenning / welcher einer auß denen seyn solle / darumb Christus verrathen worden. Ist so groß / als ein Batz / aber so schwer als ein halber Reichsthaler. Auff der einen Seiten ist ein Menschenkopff;

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_084.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2023)