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ihrem Rectore Carolo Scribanio, vor wenig Jahren auff die 70. sollen da gewest seyn. Haben eine feine Bibliotheck. Auß den Clöstern / ist der Capuciner Anno 1588. fürnemlich von den Spaniern und Italianern; und das Carmelitaner Nonnen Closter vom Ertzhertzog Alberto von Oesterreich / und seiner Frawen Gemahlin / der Infantin Isabella Clara Eugenia, erbauet worden. Ist ein ansehenliches Closter / in welchem der H. Jungfrawen Teresiae Finger / in einem güldenen Futter / auffbehalten wird / welche zu Abila in Hispania Anno 1515. geboren / hernach daselbsten Priorin / und Reformirerin deß Carmelitaner Ordens worden ist. Unter ihren ersten Gehülffin / und Gesellin / war Anna de Jesu, welche die Nonnen dieses Ordens in Franckreich und Niederland gebracht / ein geborne Spanierin / auß dem Land Extremadura, und deß Adelichen Geschlechts von Lorbera. Sie ist Anno 1621. allhie zu Brüssel gestorben. Es haben dieselbe / nach dem Tode der gedachten H. Teresiae, als ihre Mutter / in Ehren gehalten / der erste General Auffseher / und Vorgesetzter der barfüssigen Carmeliten Nicolaus Marianus, Item Ioannes Crucius, Ambrosius Marianus, Antonius de Iesu, und die übrige ältiste Vätter. Der Pater Thomas à Iesu Bratiensis, so Bücher geschrieben / und das reformirte Carmelitaner Closter zu Brüssel / An. 1614. außgebauet / hat der besagten H. Teresiae großes Röhr oder Bein / mit sich hieher gebracht / und in gedachtes sein Closter gethan. Sonsten weiset man bey den gemeldten Carmeliter-Nonnen allhie etliche Gebeiner der H. Elisabeth / so zu Marpurg in Hessen begraben / und von dannen nach Brüssel gebracht worden. Zu welchen auch ein Theil auß dem vorzeiten gewesten Closter zu Losdun bey den Holländern hieher kommen ist. So hat hochgedachter Ertzhertzog Albertus in dieses von ihme erbautes Nonnen-Closter / Anno 1612. den 11. Decembr. selbsten / auff seinen Achseln / den H. Albertum, Märtyrer / und Bischoffen zu Lüttich / einen Sohn Hertzog Godfrieds deß Dritten zu Lothringen und Brabant / der Anno 1192. umbgebracht worden / getragen; wie von den oberzehlten Aubert. Miraeus, in Fastis Belgicis et Burgundicis, an underschiedlichen Orthen schreibet: auch am 689. blat saget / daß hochernannter Infantin Isabellae. etc. der Printz von Oranien Philippus Guilielmus, Anno 1617. auch der obgemeldten H. Elisabethen Haupt / so von Grei, einer Statt in der Grafschafft Burgund / gebracht worden / geschenckt; so ihre Durchleucht in dero geheimen Oratorio verwahrt habe / so sonders zweifls in dem Fürstlichen Pallast seyn wird / in welchem auch von dero Herren und Gemahel Alberto / deß H. Sebastian deß Märtyrers gantze Hand / so Ihr Hochfürstl. Durchleucht / (die solche Hand mit Diamanten / Edelgestein / und einem güldenen Vberzug gezieret) der Ertzbischoff Lotharius zu Trier verehrt / auffbehalten worden. So haben beede Ihre Durchleuchtigkeiten der H. Liduniae, oder Lidvigis, einer Jungfrauen zu Schiedam in Holland welche 38. Jahr lang allerley / und zwar sehr schwere Kranckheiten sehr gedultig außgestanden / und endlich Anno 1433. im 53. Jahr ihres Alters gestorben ist) Gebeiner von Schiedam nach Brüssel heimlich bringen lassen / damit denselben von den Calvinisten / wie er Miraeus am 188. Blat schreibet / kein leid angethan würde. Und solche Beiner hat hernach die Infantin Isabella in eine silberne Truchen einschliessen lassen / und in ihrem gedachten Haußkirchlein / oder Oratorio domestico, verwahret. Es haben diese Hochfürstliche beyde Personen An. 1621. vom Apt zu Lißborn / ein Meil Wegs von Lipstatt in Westphalen gelegen / deß alten Simeonis halben Arm / darauff er Christum getragen / geschenckter bekommen; der ander halbe Arm ist in dem angedeuten Benedictiner Closter verblieben / der übrige Cörper aber solle zu Iadra, oder Zara in Dalmatia, und derselben Statt Hauptkirchen / ruhen. So wird jährlich in deß gedachten Fürstl. Pallasts allhie zu Brüssel Capell / auff dem Altar / den 30. Novembr. ein grosser Theil von S. Andreae deß Apostels Creutz / in einem silbern und vergülten Thurn gewiesen / so von Hertzog Philips

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_065.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2024)