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auß den 74. Brucken / so über die acht Canäl / auß der Schelde in die Staat / und andere / gehen: Das Waaghauß: Die Fleischbäncke: und dergleichen: Item deß weyland berühmten Christoph. Plantini Truckerey / von 12. Pressen / und fast hunderterley Schrifften / auch andern stattlichen Sachen; also / daß solche / vom Goelnitzio, das achte Wunderwerck der Welt genennet wird; und welche zu besichtigen / die Infantin auß Hispanien Isabella, etc. die Königin auß Franckreich / Mariam de Medicis, dahin geführet hat: als solcher Truckerey damaln / umbs Jahr 1631. Balthasar Moretus, deß besagten Plantini Tochter Sohn / und sehr gelehrter Mann / vorgestanden war. Ferners deß Rubens Kunstkammer / von geschnitzten / gestochenen / und gemahlten Stücken: Item / der stattliche Palast deß Simonis Roderigi, Freyherrns von Rodeß / darinn ein schöner Citronen- und Pomerantzen-Garten; Brünn / und Bilder / so Wasser von sich geben. Und mag man hierauff / wann man oberzehltes alles besichtiget / und nun müde ist / in den Weinkeller / zu den Tausent Mitteln / oder ’t huys van duysent middelen, sich begeben / und da erquicken. Zur Zeit / da es allhie noch wol gestanden / haben sich zu Antorff mehr als ein hundert tausent Personen befunden / so in den 13. Theilen der Statt / so sie Wycken nennen / auffgehalten; ausser den Schiffleuten / und andern / auch denen in den Vorstätten / deren wol fünffzig tausent / und mehrere / solten gewest seyn; und ausser den Frembden / so über Land dahin kommen / so nicht zu zehlen gewest. Wer ferner / wie diese Statt noch heutigs Tags regiert werde; wie es mit der Wahl daher gehe; was für Aempter und Beampte / da seyen; wie auch von der Inwohner Sitten / Freund- und Höfligkeit; Erfahrenheit vieler Sprachen; ihren Gebräuchen und Gewohnheiten / und dergleichen / zu wissen begehrt / der lese den Lud. Guicciardinum, Carolum Scribanium, und jetztgedachten Goelnitzium. Dann alles allhie einzubringen / zu lang seyn würde. Was diese Statt außgestanden / davon ist zum theil oben gesagt worden:das übrige findet man beym Meterano, und andern oben angezogenen Scribenten / auch im Itinerario Germaniae. Anno 1643. ist ein harter Scharmützel / nahend Antorff / zwischen den Spanischen / und Holländischen / vorgangen / darin diese obgesiegt haben.

Unterhalb Antorff / an beyden Ufern der Schelde / ligen gewaltige Schantzen / so die Statt noch mehr versichern / als S. Philippe auff der rechten / S. Maria / und die Perle / oder Callooschantz / auff der linken seiten. Die Schantz Calloo eroberten die Staatischen Anno 1638. und lagerten sich daselbst / unter Graff Wilhelm von Nassau bey 6000. Mann / in Meynung / von dar weiter gegen Antorff zu rucken. Als aber die Spanische Macht herbey kam / gerieth es zum Treffen / in welchem die Spanischen einen ansehnlichen Sieg davon trugen. Das Fort / oder die Schantz Borengatt / ligt nur ein halbe Stund von Antorff / so die Staatischen Guarnisonen von der Creutz-Schantz / und Lillo, nach wenig Stunden Belagerung / Anno 1646. occupirt. Weilen aber denen von Antorff viel hieran gelegen / und der Printz von Uranien die Seinigen nicht alsbald secundirt / so seyn die Spanischen in aller eyl darfür geruckt / und mit Canoniren solchen ernst gebraucht / daß endlich die Staatischen solchen Platz wieder verlassen müssen. Tom. 5. Theatri Europ. fol. 1185. a. Ferner unterhalb S. Philippe / am rechten Ufer der Scheld / ist die gedachte Creutzschantz / welche ermelter Graff Wilhelm Anno 1632. einbekommen. Die Spanischen hatten zwar Anno 1640. einen heimlichen Anschlag darauff / wurden aber / als derselbe entdeckt / heßlich von der Staatischen Besatzung abgewiesen. Nach der Creutzschantz kompt die gewaltige Vestung Lillo, so Mondragonius, auß deß Hertzogen von Alba Befelch / erbawet; aber jetzt / wie auch die gegen über / von Kunst / und Natur / überauß veste Schantz Lieffkenshoeck / Staatisch ist / auf welche die Spanischen unterschiedene vergebene Anschläg /

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_052.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2023)