Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 051.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

außgeben worden / als diese Statt noch in ihrem glücklichen Zustande gewesen. Es ist auch noch unter wärendem Krieg grosse Kauffmannschafft allhie getrieben worden. Und als Anno 1576. die Spanier / so das Castell unter ihrem Gebietiger / dem Sanctio Avila, innen hatten / die Statt überfielen / das Rahthauß / und gar viel Häuser / und Kauffmanns Gäden anzündeten / so ist allein der Schaden der Brunst auff 40. Tonnen Goldes geschätzet worden. Sie bekamen / an baarem Gelde / auff die 20. mal hundert tausent Cronen / ohne die Kleinoder / Silbergeschirr / und andere ding / welches sie wieder offentlich verspielt / und offt ein gemeiner Soldat in die 10. tausent Cronen auff einmal gesetzt hat. Und seyn sie gleichwol nicht über alles Gelt kommen / sondern es seyn viel reiche Burger / die in die drey hundert tausent Gulden in der Truchen gehabt / mit geringem Lößgelt / davon kommen. Wie dann / unter andern / die Herren Fugger / in solcher Plünderung / mit ziemlicher Verehrung etlichen Spanischen Hauptleuten gethan / mehr dann hundert tausent Gulden Baarschafft / sampt ihrem gantzen Hause / Handelsbüchern / und was sonsten von grosser Köstligkeit darinnen gewest / gesichert / und errettet haben; wie der Author deß Rechtsbedenckens / ob die Reichs-Ritterschafft in Schwaben / sich in eine oder andere Bündnuß einlassen solle / am 38. Blat bezeuget. Ursach war zum theil auch dieses / weilen alles eylends zugehen muste / in dem die Soldaten sich vor den Holländ- und Seeländischen Schiffen / so bey der Statt ankommen waren / beförchteten P. Cornelius, ein Hispanier / sagt in seiner Niederländischen Histori / daß man darfür gehalten / daß innerhalb 8. Stunden zu Antorff mehr als 17. tausent Personen geblieben seyen; und daß dessen die Ursach gewesen / weiln die Spanier nicht bezahlt worden / und der Raht der Staaten zu Brüssel sie / die Spanier / auß dem Lande haben wolte. Famianus Strada decad. 1. lib. 8. de Bello Belgico, schreibet / daß es nicht lauter Spanier / sondern auch mit ihnen vermischte Burgunder / Italianer / und Teutsche / gethan hätten; als deren bey 5000. zu Fuß / und 600. zu Pferd gewesen. Er zehlet aber von den gebliebenen Soldaten der Stände / und den Burgern / nur 3000. so durchs Schwerdt / etc. bey nahe / Item 1500. so durch Fewer / und Einfall der Häuser / und auch so viel die in der Flucht in den Wassern umbkommen seyn; und also etwas über 6000. Es muste diese Statt hernach noch mehrere Unfäll; sonderlich Anno 1583. den 16. Jenner / als der Hertzog von Alençon auß Franckreich sich zum Herrn dieser Statt / wiewol mit seinem grossen Schaden / machen wollen / außstehen; daher / und weiln sie Anno 1585. den 7. (17.) Augusti vom Hertzog von Parma belagert / und wieder unter deß Königs in Spanien Gewalt gebracht worden; so ist die Kauffmannschafft von hinnen nach Ambsterdam kommen / also daß schier keine andere Handthierung mehr allhie / dann daß etliche Höfische Negotianten / wie mans nennt / und Finantzer / die Statt noch etwas auffgehalten; wie in dem New verbesserten Nassauischen Lorbeerkrantz / fol. 5. a. stehet. Die Teutschen / oder Hansee-Stätte / haben absonderlich ein Kauffhauß allhie / das Oosterlingische Hauß / oder Het klein Osterse Huys, genannt / welches bey 280. Schuh in die Länge / und neben den Gängen / und Gemachen zu den Wahren / 300. Cammern / und sehr grosse Tafelstuben / von sehr schönen Gemählden / Tapezereyen; und dabey einen stattlichen hohen Thurn / darauff ein Adler stehet / hat; welches aber jetzt von Soldaten bewohnet wird. Ferners ist die Glaßhütten zu besichtigen / darinn man schöne Gläser / auff Venedische Art machet. Darnach die Müntz / ein Königlich Gebäw / darinn gulden / und silbern Müntz gepräget wird. Item die Wasserstuben / von dannen das Wasser durch die Statt / und in die Häuser geleitet wird; Das Teppichhauß / so sehr groß und in der Länge und Breite 280. Schuh / und in seinem Umbkreise 26. Ort / die Teppiche etc. darinn auffzubehalten / hat: Die fürnehmste

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_051.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2023)