Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 047.jpg

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köstlichem Haußrath / und andern Zieraden / auch viel mit herrlichen schönen Gärten versehen. Der offentlichen Plätz / und Märckte seyn allhie 26. (al. 22.) darunter die fürnemste / der Rathsherren / der Kauffleute und der Fischmarckt. Die Gotteshäuser betreffend / so leuchtet unter denselben die Hauptkirch zu unser Frawen herfür / deren Länge auffs wenigste ist von 510. die Breite mehrertheils von 240. und auff einer Seiten von 360. Schuhen. Hat 66. Capellen / und Altär / allda an Marmor / Bildern / und Gemählden nichts ersparet worden; davon Goelnitzius pag. 54. zu lesen / der auch p. 55. deß vornehmen Buchtruckers / und deß Plantini Tochtermanns Johannis Moreti Grabschrifft setzet; Andere Equitaphia [WS 1] aber so wol in dieser Kirchen / alß in der Statt hin und wieder / seye in deß Fr. Svvertii deliciis selectis, pag. 458. seqq. zu lesen. Der eine auß den zween Thürnen dieser Kirchen so Anno 1422. zu erbawen angefangen / und Anno 1517. vollendet worden / will von theils dem Straßburgischen vorgezogen werden / darinn 68. klain und grosse Glocken gezehlet / und von denselben ein liebliches Geleut gehöret wird. Wie dann an vielen Orten in Niederland der Brauch / daß / ehe es schlägt / man einen Psalmen / oder sonsten was schlagen höret; welche Kunst zu Alost Anno 1481. am ersten / und zwar von einem Menschen / so nicht am besten beym Verstand gewesen / ist erfunden worden. Man solle aber nirgends ein solche Lieblichkeit / als alhie / hören / und wird doch das Werck nur von eines Menschen Händ und Füsse regiert. Es werden auff dem besagten durchsichtigen Thurn 622. steinerne Staffeln gezehlet / und sein gantze Höhe von 461. Schuhen gehalten / wann die Spitze / und in solcher das Creutz darzu gezehlet wird / sonsten die Höhn von 420. Schuhen ist; davon man die gantze Statt / neben der umbligenden Landschafft / übersehen kan. Theils wollen / daß in der Bilderstürmung Anno 1566. bey 400. tausent Gülden werth Schaden in dieser Kirchen geschehen seye. Uber diese Bischoffliche Kirche hat es zu Antorff auch 4. Pfarrkirchen / als / zu S. Georgen / S. Waldburg / S. Jacob / und S. Andreas. Unter denen die zu S. Waldburg ins gemein Borchkerck / von der sehr alten Burg / oder Schloß / in deme sie eingeschlossen / genennet wird / so folgends die Antorffer zu S. Waldburg geheissen haben; weiln ein beständige traditio der Antorffischen Kirchen ist / das S. Waldburg / als sie auß Engelland nach Teutschland reisete / nach Antorff gelangt seye. Und wird noch heutigs Tags eine Grufft / in welcher sie solle gebettet haben / und darinn ein theil von einem ihrem Kinnbacken / gewiesen. Sie ligt aber nicht allda / wie einer schreibet / begraben. Und verwirfft Aub. Miraeus in Fastis Belgicis, p. 222. das jenige / was Ioannes Goropius Becanus, in seinen Originibus Antverpianis, von einem Abgott allhie / den die Antwerper / ehe sie Christen worden / verehret haben sollen / berichtet. Es seynd über das allhie viel Manns- und Frauen Clöster / unter denen sonderlich die Abtey zu S. Michael / Praemonstratenser Ordens / in welcher der Landsfürst / wann Er hieher kommet / einkehret zu sehen. In derselben Kirchen ruhet / beym hohen Altar / Isabella Borbonia. Hertzog Carls deß Kühnens zu Burgund Gemahlin / so Anno 1465. gestorben ist. Uber der Jesuiter Kirch soll kein prächtigere in Niederland / und Franckreich / seyn. Es gläntzet da alles von weissem Marmor / und ist auch der Boden von solchem Zeug; und werden 36. Säulen / und herrlich deß Brügels / und Rubens / meistentheils / Gemählde allhie / mit Verwunderung / gesehen. So werden in solcher Kirch auch S. Wilhelms / deß Hertzogen in Aquitanien / Gebeiner / in einem silbern / und künstlich gemachten Gefäß / auffbehalten / so / durch Vermittelung deß Caroli Scribanii, auß Liguria, durch die Enge bey Gibraltar / ins Niederland geführt worden. Und eben dieser Scribanius hat es auch dahin gebracht / daß die Statt Antorff am ersten dem Ignatio Lojolae eine Kirch / auß weissem Ligustischem Marmolstein / erbawet hat / so deß Jahrs 1621. geweihet worden ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 'Eqitaphia'
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_047.jpg&oldid=- (Version vom 23.6.2023)