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wol hundert tausent gewesen / deren viel in diesem langwirigen Krieg gäntzlich verhergt / und verderbt worden. Man rechne / daß allein auff den Heringfang bey sieben- oder achthundert Schiff / die sie Buysen / oder Boten nennen / jährlich außfahren / deren ein jedwederes drey Räisen thue. Es seyen in der Teutschen Spraach 2170. Wörtlein / so allein ein syllabam haben / wie Simon Stevin von Bruck / im Anfang der Wegkunst darthue / welches Buch billich von menniglich solte gelesen werden. Die Länder / so Spanien von den Niederlanden noch habe / seyen Brabant / Flandern / Artois / Hennegau / Valencin / Ryssel / Dovay / Orchies / Namen / Tornix oder Tornesis Dornich / und Mecheln; Item Limburg / Lützelburg / Camerich / ein Theil von Gellerland.

Thomas Campanella sagt cap. 27. von der Spanischen Monarchi / pag. 120. seq. daß die Niederländer seyen fruchtbar / und tapffer / mehr auff das Trincken / als Geilheit geneigt / etwas wanckelmütig / die viel auff die Freyheit sehen / argwöhnisch / und nicht fast gravitetisch. Es habe den König in Spanien / das jenige / so er in den Niederlanden besitze / mehr Bluts gekost / als es Wasser daselbst habe / und mehr Golds / als Stein allda seyen.

Philippus Cluverius lib. 2. Ant. German. 1. und andere wollen / daß die Alten / unter Gallia Belgica verstanden / das Unter Elsaß / Lothringen / Westerreich / das Stifft Trier / die Hertzogthümber Lützemburg und Limburg / das Stifft Lüttich / einen Theil vom Stifft Cöln / den halben Theil vom Hertzogthumb Gülch und Geldren; Item das Mittägige von Holland; wie auch Seeland / Brabant / Flandern / die Graffschafft Boulogne / den dritten Theil von der Normandi / den den grösten Theil von dem Land in Franckreich gelegen / so man eygentlich Franciam, und ins gemein l’Isle de France nennt / und fast den halben Theil von Champagne, oder Campania, und dann die Picardi / le Vermandois, Artois, Hennegöw / die Graffschafft Namur / und daß Hertzogthumb Bouillon; und sagt gedachter Cluverius, daß die jenigen sich irren / welche das Wort Belgium dem gantzen Land Belgicae geben / da doch solches Belgium in Franckreich an den Wassern Samara und Esia gelegen gewesen / dessen einige Statt Beauvais, oder Civitas Bellovacorum, und also nur ein kleiner Theil von der alten Belgica war; davon aber vielleicht gantz Niederland und obvermelte Länder den Nahmen Belgicae bekommen / weilen die Bellouaci, so im Belgio gewohnt / auch zu deß Julii Caesaris Zeiten vielleicht über gantz Belgicam möchten geherrschet haben.

Es hat vor diesem nur vier Bischöffe in den Niederlanden gehabt / nemlich den zu Camerach / Tornik / Arras oder Atrecht / und Utrecht / welche unter den Ertzbischöffen Cöln und Rhems gewesen. Nach dem aber die Spaltungen in der Religion entstanden / so seyn mehr Bisthumber daselbsten auff Königs Philippi deß Andern in Hispanien Begehren vom Pabst Paulo IV. An. 1559. angerichtet worden. Und werden jetzt gezehlt die 3. Ertzbisthumber Mecheln / Utrecht / und Camerach; die 15. Bisthumber Atrecht / Tornik / S. Omer und Namur / so unter dem Ertzbischoff von Camerich: Antorff / Gent / Bruck / Hertzogenbusch / Ipern und Rürmond / so unter dem Ertzbischoff von Mecheln: Harlem / Deventer / Mittelburg / Lewarden und Gröningen in Frießland / so unter dem Ertzbischoff von Utrecht: deren aber viel sampt einer grossen Anzahl Clöster in den vereinigten Provintzen ligen / und abgeschafft oder reformirt seyn; wie es dann unterschiedliche Religionen im Niederland / auch viel Widertäuffer gibt. Und sagt Miraeus, de Statu Relig. Christ. per Europam lib. 1. cap. 30. p. 79. also: In Provinciis Belgicis confoederatis Anabaptistae magno numero, praesertim in Frisia, et Northollandia, in Sectas facile 30. divisi. Der Hohen Schulen werden vornemlich (dann theils auch Deventer / Utrecht und andere darzu rechnen) 5. gezehlet / nemlich Löven / Dovay / Leyden / Franeker und Gröningen. So hat es auch viel Jesuiter-Collegia, Domus Probationis und Residentias daselbst / als zu Antorff /

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_031.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)