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ihrer Ehren. Seyn mässig / handlen und verichten nicht allein fleissig das Haußhalten / dessen sich die Männer wenig bekümmern; sondern sie nehmen sich auch deß kauffens und verkauffens / und aller Sachen an / und daß mit solchem fleiß und hurtigkeit / daß an vielen Orthen / als in Holl- und Seeland / die Männer ihre Weiber schier alle Sachen verrichten lassen. Man trinckt da gemeinlich Bier / wiewol es auch an Wein nicht Mangel hat / der aber zimlich thewer ist. Es bekleiden sich die Niederländer sehr wol / und köstlich / und halten ihre Häuser gar rein / und ordenlich / und seyn mit allerley Haußraht / der Notturfft nach / gar wol versehen. Bey Kindstauffen / Hochzeiten / Leichen / Festen / und offentlichen Frewdenspielen / seyn sie köstlich. Es finden sich da drey Stände / der Geistliche / der Adel / und die fürnehmste Stätte. Die Stimm / Wahl / und Außtheilung der Geistlichen Güter stehet gemeinlich dem Landsfürsten / und die Bestättigung dem Pabst zu / der keinen Gewalt hat / einige Person / Geist- oder Weltlich / auß dem Lande zu fordern. So mag er auch keine Gnad beweisen / oder anders im Land verfertigen / ohne deß Landsfürsten Bewilligung: Es dörffen auch die Geistlichen keine ligende Gründ / und Güter ohne sondere außtrückliche Erlaubnuß deß Landsfürsten / kauffen. Und so viel auß dem Guicciardin.

Johann Heinrich Hagelganß / in seinem Chorographischen Versuch / etc. meldet cap. 2, pag. 25. seqq. von den Niederlanden / unter anderm / daß Niederland seinen Namen daher bekommen / weil es gegen Hoch-Teutschland zu rechnen etwas niedriger gelegen / welches darauß leichtlich abzunehmen / weil viel grosse Flüß und Ströme / so auß den hohen Bergen ihren Uhrsprung nehmen / dardurch fliessen / und endlich alda ins Meer fallen. Es sey aber Niederland gegen Nord / oder Mitternacht mit dem Meer umbflossen / an andern Orten grentze es an die Graffschafft Ost-Frießland oder Embden / und an die Embs / an die Hertzogthümber Gülch und Cleve / an das Stifft Lüttich / an die Ertzstiffter Cölln und Trier / an Lothringen und Franckreich. Es seyen mehr dann 200. bemauerte Stätt darinnen gelegen / und bey 150. Flecken / die Stattrecht haben. Der Dörffer sey ein unzehliche menge gewesen / deren aber viel in diesem langwierigen Krieg gäntzlich verheeret / und verderbet worden. Dieses Niederland werde gemeinlich getheilet in 17. Provintzen oder Landschafften / nemlich 4. Hertzogthümer / Brabant / Limburg / Lützelburg / und Geldern: 8. Graffschafften / als Holland / Seeland / Flandern / Artois / Hennegaw Zutphen / Namen / sampt der Marggraffschafft deß H. Reichs zu Antorff: und dann 5. Herrligkeiten / nemblich Mecheln / Utrecht / Frießland / Ober Issel / und Gröningen. Darauß dem König in Spanien unterworffen / Brabant / Limburg / Lützelburg / ein theil von Geldern / Flandern / Artois / Hennegau / Namen / die Margraffschafft des H. Reichs / und die Herrligkeit Mecheln: die übrigen seyen unter der General Staten Bottmässigkeit / und werden mit einem Namen die Vereinigten Niederland genennet.

Aubertus Miraeus sagt in Elogiis Belgicis, bald zu Anfang / daß in den Niederlanden fast 210. mit Mauren / Wällen / und Gräbern / umgebene Stätte: 150. Flecken / so Stattrecht haben: und 6300. Dörffer; ohne die unzahlbare der Fürsten / und deß Adels Schlösser / seyen. Und meldet Er in Fastis Belgicis, und Burgundicis, daß bey den Niederländern sehr viel Convent der jenigen Jungfrawen / die man insgemein Begginas, oder Beguinas nenne / zu finden. In seinem Büchlein aber de Statu Religionis Christianae per Europam etc. sagt er cap. 30. daß in den 17. Provintzen / auffs wenigste 210. mit Gräben und Wall / verwahrte Stätt; mehr als 6300. Dörffer / und über das Mönchs- und Nonnen Clöster / Schlösser / Meyerhöfe / und andere ansehenliche Gebäu / so fast nicht zu zehlen / zu finden.

In dem Neu-verbesserten Naussauischen Lorbeerkrantz / oder Triumphwagen / stehet / daß der Dörffer in den Niederlanden

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)