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weniger gut / sonderlich für den Weitzen / und Getreyde. Auß den Baumfrüchten seyn die Birn sehr gut / und köstlich / so das gantze Jahr durch währen. Umb Löwen / Namur / im Lützemburgischen / und Lüttichischen / wird ein zimliche Anzahl Wein gebauet / ist aber gering und sauer. Man findet da ein treffliche grosse Anzahl Linden / Item zimliche Buchbäum / und ein Uberfluß von Eichbäumen / aber nicht Tannen. Kürbs / Cucumern / Spargen / etc. sambt allerhand Blumen / und Rosen / seyn sehr schön und gut. Es befinden sich da keine gifftige Thier / und Würme / ausser in Holl- und Seeland / und etlichen Orten / deßgleichen in den grösten Wäldern / und Wildnüssen / findet man etwan ein Sort Würme / gleich wie die Ottern / sehr gifftig und böß / wie ingleichem viel gifftige Wasser-Eydexen. Es hat das Land allerhand Vieh / ausserhalb Auerochsen. Und findet man in Frieß- und Holland offtmals Ochsen / welche 16. Centner / das Pfund zu 32. Loth gerait / wegen. In Holland / und an etlichen Orten in Flandren / werffen die Schaf 3. oder 4. Lämblein deß Jahrs. Die Kühe geben / sonderlich in Holland / Sommerszeiten gemeinlich eine allein 8. und 10. Maß Milch deß Tags. So zeucht sonderlich Holl und Frießland / Geldern / und Flandren / eine grosse anzahl Pferd / so fein groß / starck / schön / und gut zu allen Sachen / fürnemlich aber zum Krieg / seyn. Das Land gibt kein Saltz / Alaun / noch Schwefel / und hat viel weniger Bergwerck / die Nahmen hätten / von einigen Metallen / ausserhalb Eisen / und etwas Bley / mit ein wenig Kupffer; hat aber ein grosse anzahl Rötte / guten Lein / und Flachs; auch etwas wenig / aber köstligen Waid. Die Woll ist was grobechtig. Die fürnehmste Ström seyn / der Rhein / die Maas / Schelde / Ha / und die Ems / welche mit ihren Außgängen in das Meer fallen. Darnach seyn die Mosel / Lise / Sambra / Dele / Seine / Dese / Demer / Nethe / Ruere / Berckel / Ners / Vider / Scarpe / Denre / und Heine. Neben diesen Flüssen findet man durch Mittel derselben / auch viel andere Wasser im Lande / durch feine tieffe Gräben / und Canäl / mit fleiß gemacht / so auff etlich Meilwegs lang zusammen gebrochen / und auff die nothwendigste Ort / zur Schifffahrt dienlich / geleitet seyn. Sonsten hat das Land nicht viel Brunnenquellen von lebendigen Wassern / ausser an gebürgigen Orthen. Aber See / Weyer / Sümpff / und Möse / sind viel verhanden / welche das Land bevesten / und mehrertheils sorten grosse anzahl Fisch reichen. Es hat auch da etliche Wälder / darunter der Ardenner der fürnembste. Und in diesen Wälden findet man Hirsch / Dendel / Gembs / wilde Schwein / Hasen / Königlein / Wölff / Füchs / viel Otter und Byber / wenig Marder; aber keine Beeren / und Stachelschwein. Es gibt auch allerhand Vögel; Item Schwanen / Reiger / Storchen etc. Die Inwohner seyn gemeinlich einer schönen geraden Gestalt / und wol proportionirt; sonderlich haben sie schöne Schenckel / und seyn zu Wasser und Land auch in Künsten und Sprachen / sonderlich in der Frantzösischen / wol erfahren. Geben gute Kauffleut / und künstliche Handwercker. Seyn arbeitsam / fleissig / verständig / listig / geben herrliche Musicanten / Tuchmacher / etc. nehmen das Glück an / wie es kompt. Sie seyn sittsam und höfflich / und thun die Männer sich zum guten ruhigen Leben begeben / und das Haar allein im äussersten Alter verändern. Seyn nicht gehezornig / lassen sich den Neid nicht überwinden / seyn gesellig / frölich / offenes Hertzen / und zu allen Dingen hurtig. Dagegen seyn sie zu sehr eigennützig / neuer Ding zu viel begierig / leichtfertig zu glauben / und thun unbedachtsamer weise etwas schliessen. Seyn auch übermühtig / zuviel redreich / achten sich nicht viel des Nechsten Schadens / vergessen bald die Wolthaten; wiewol sie auch dargegen die Schmach / und Widerwillen / bald vergessen. Seyn mehrertheils der Trunckenheit ergeben. Die Weiber seyn gemeinlich schön / wolgestalt / sehr sittsam / freundlich und holdselig / in den Händeln läuffig / ja in allen Sachen fein hurtig / und gleichwol in solcher ihrer Freyheit tugendsam / keusch und from / reisen auch über Land / ohnverletzt

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)