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Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit. Hat etwan Edelleuten / deren etliche Käys. Statthalter und Hauptmänner alhie gewesen / zugehört / als ihre Wappen gemahlet / und an der Ecken in Stein eingehauen / noch anzeigen / so hernach Anno 1531. von E. E. Rath erkaufft / und über etlich Jahr zur Lateinischen Schul / so folgends 6. Classes bekommen / verordnet / und die Poeten-Schul vielleicht daher genandt worden / daß solch nutzlich Studium der Poeterey / neben andern / bey der Jugend auch fleissig sol getrieben werden. Die benachbarte Städt in Bäyern / die auch etwas auff die Studia wenden /pflegen den Obristen der Schul / oder Rectorem, den Poeten zu nennen. Es hat bey dieser Poeten-Schul / eine gemeiner Stadt wol außstaffirte Liberey. Das Thumb-Capitel / die Franciscaner / Dominicaner / und sonderlich S. Emmerammi Closter / haben auch schöne alte Bibliotheken; ingleichem die Jesuiter mit Büchern wol versehen seyn. So gibt es auch für die arme Knaben gute Gelegenheit / und für die Bürgers Kinder Stipendia: Item gute Teutsche Schulen / und stattliche Rechenmeister auch allerhand Exercitia.

Was die Weltliche Gebäu anbelangt / so seyn deren viel alte / und prächtige. Dann weilen Regenspurg vor Zeiten eine gewaltige Handels- und viel lange Jahr die Hof-Stadt der Bäyerischen Fürsten / und die Bischoffe / und andere vormehme Herren / stäts umb die Hertzoge gewesen / so haben dieselbe / als der von Saltzburg / Brixen / Passau / Freysing / Augspurg / Aichstadt / Seccau / und Bamberg / grosse und ansehnliche Palläst / ingleichem auch andere Herren weite Häuser und Gebäu / mit ihren hohen Thürnen / wie noch zu sehen / erbauet. Hat einen grossen Adel / und viel alte Geschlechter / alhie geben. Und weiß man / daß umbs Jahr 1320. der Rath meistentheils von Adels-Personen besetzt gewesen / deren Geschlecht noch neulich etliche in der Pfaltz vnd Bäyern gewohnet. Unter andern seyn bekandt / die Auer von Premberg / die Kratzer / Baldwin / von Berbing: welche dann nicht schlechte Häuser gebauet. Es hat auch ein Königliche Burg / umb die Gegend der Capellen S. Benedicti / am Königshof genandt / gehabt: Item ein Käyserliches Schloß / am S. Jacobs-Hof / gegen dem grossen Zeughaus über / da noch ein alter starcker Thurn / deß Käysers Thurn genandt / stehet; und hart an demselben das enge Gäßlein / dadurch man zum H. Creutz Closter gehet / der obgedachte Arles Winckel genandt / und seyd noch am besagten S. Jacobs Hof etliche ansehnliche Behausung / darinnen die Käyser ihr Herberg gehabt. Und lag Anno 1556. gegen dem Jacober Closter über / bey der Prediger Mönch Kirchen / im grossen weiten Hauß / Käyser Ferdinand. I. und An. 1594. der Churfürst von Trier. In der Auer Hauß / bey der neuen Uhr / lag Käyser Adolph / Anno 1294. und Anno 1597. die Hessisch-Landgräfische Bottschafft. Der Hertzogs Hof hinter dem Thumb / auff dem Kornmarckt / behält noch heutigs Tags den Namen. Chur-Pfaltz hat vor diesem 2. Höf alhier gehabt / einen gegen S. Emerams Closters über / so aber folgends umb ein gewisse Summa Gelds / zum selben Closter erkaufft worden; und den andern bey der höltzern Brück / da man in den Untern-Wörth gehet. Es hat auch alhie ansehnliche Zeug- und Kornhäuser / oder Speicher / sonderlich den Traidkasten / Lär den Beutel genant / Saltzstädel / Fisch- Korn- Obst- und Holtzmärckt: Fleischhauß / Ballenhauß / stattliche Gasthäuser / lustige Gärten / schöne gemeine Bäder / grosse und weite saubere Gassen und Plätz / in denen fast überall Röhrkästen / mit springenden Wassern / gefunden werden. Viel verwundern sich über den zwiefachen / und in einander geflochtenen oder geschlossenen Schnecken der Capellen S. Simonis und Judae, beym Rahthauß / oberhalb deß Schwibbogens / und Gewölbs / so man auff die Heyd gehet / im Jahr 1050. (al. 1052.) vom Papst Leone IX. geweyhet / in welchem 2. Personen auff einmal etliche Staffeln zugleich aufwarts gehen / und doch keine die ander weder sehen / noch anrühren kan / die so dann auff dem obern Theil der Capellen wider zusammen kommen. Dergleichen zwiefacher Schneck ist auch in der neuen Pfarr / da man auf den Chor gehen wil. Im besagten Rahthauß ist der schöne weite Saal zu sehen / auff welchem der Käyser sampt Chur-Fürsten / und andern Ständen des Heil. Reichs /

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_145.jpg&oldid=- (Version vom 3.6.2018)