Seite:Topographia Bavariae (Merian) 138.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unter der Stiegen / da man zu S. Michel hinauff gehet / gezeiget / vnnd in derselben 2. rothe Marmolsteinerne Säulen / darauf etwan Heydnischer Götzen Bildnüssen gestanden seyn. Dieses Capellichen hat hernach Käyser Heinrich der Ander / mit der gedachten grossen Kirchen / so hernach mit Bley bedeckt worden / eingefangen und erweitert; wie dann im Chor daselbsten beym hohen Altar zur Rechten / sein / des Stiffters dieser Kirchen / und seiner Gemahlin Cunigunds / Bildnüß / zur Lincken aber / neben dem Sacrament-Häußlein / das Marienbild / welches S. Lucas der Evangelist mit eigener Hand sol gemahlt haben / und durch gemeldten Käyser Heinrichen / von Rom / hieher gebracht worden seyn / wie die Schrift daselbst anzeiget / zu sehen. Vor dem Chor herauß ligt ein Herr von der Leiter / Namens Johannes / so ein Vicedom in Nieder-Bäyern gewesen / und Anno 1490. gestorben ist. Es seyn da auch 2. Römische Antiquitäten / oder alte Schriften / in Stein / eine auff dem versperrten Freudhof / gegen dem besagten Kornmarck / mit 4. Brustbildern / so ein Grab-Gedächtnüß; die ander an einem Pfeiler / wie man aus der Kirchen zum Creutz-Gang hinauß gehet / zur rechten Hand / so eine Gedächtnüß der Schlacht / zwischen dem Römischen Kriegs-Volk / vnnd den Bäyern / wie man sagt / bey Mozing / underhalb Pfetter / umbs Jahr Christi vier und neuntzig gehalten. Über der untern Kirchen-Thür / gegen der Pfaffen-Gassen ausserhalb / ist zu sehen / auch ein fein Stück / davon die Künstler viel halten / die Abnehmung unsers HErrn CHristi vom Creutz / und wie ihn seine Mutter beweynte / bedeutende. Es wird aber die besagte Pfaffen-Gaß die jenige genandt / so von hier auß / biß zu Weich S. Peter / oder dem Schotten-Closter / gehet / da es viel schöne herrliche Palläst / vnd Hauß-Capellen / der Thumb-Herren herumb; Item der Jesuiter Collegium, und Kirche / hat / an deren Eck man auch etwas vor eine Antiquität außgibet. Sonsten findet man hinter selbigen Jesuiter / oder S. Paulus Kirche / und Closter / gegen der Stattmauer / noch etliche Stück der alten Römischen Stattmauer; zur lincken Seiten aber / am innersten Thor der Stattmauer / wie man zum Thor hinauß gehet / ist auch ein Keller / daselbsten ein alte Römische Begräbnüß; und seyn daselbsten herumb noch mehr alte Sachen.

Nach gemeldtem Thumb / und was darzu gehöret / ist vors ander das berümte Closter des Heil. Emmerammi / ins gemein S. Emmeran / und Haimeran / genandt / zu sehen / welcher Heil. Mann darinnen ruhet. Er ist von Poictiers aus Franckreich / GOttes Wort zu predigen / umbs Jahr 640. in Bäyern kommen. Als aber Hertzog Diethen des Vierdten oder Fünfften in Bäyern Tochter / die Utta / durch einen Ritter / Namens Sigebald / oder Segebot / geschwängert wurde / ziehe sie solches S. Emeran / daher ihr Bruder Lambert / oder Lamprecht / zur Rach solcher Schmach / den Heil. Emmeramm / so gleich auff der Reise / nach Rom war / Anno 652. zu Helffendorff / (so vom Käyser Othone M. hernach dem Closter S. Emmeramm gegeben worden ist /) in Ober-Bäyern / umb Mönchen herumb / zwischen der Isar und dem Im / erschlagen hat. Als aber dieses heiligen Manns Unschuld offenbahr worden / wurde er gen Regenspurg geführet / und ausser der Statt / in Sanct Georgen Kirchen begraben / allda Hertzog Dieth hernach ein grosses Closter und hohe Schul / Benedictiner Ordens / stifftete / die zu S. Peter und S. Haimeran / genandt worden / alda die Bischoffe lang gehauset / und Apollonius / zum ersten / umbs Jahr 697. die Griechische Sprach gelehret hat. Käyser Arnolph / der diese Statt mercklich erweitert / hat dieses S. Emerans Closter / so vor der Zeit / wie gemeldt / ausserhalb der Stadt lag / in die Stadt eingeschlossen; der / wie auch sein Sohn / Käyser Ludwig / neben ihm / wie Theils wollen / im Chor alhie / begraben ligt / und dessen Burg am Jacobs Hof gewesen / wo der alte Thurn noch davon stehet / und die Gegend herumb in Arles / das ist / Arnolphs Winckel / genennet wirdt. Es ist dieses Closter S. Emmerammi dem Röm. Reich / so viel das Weltliche anbelangt / unmittelbar unterworffen / von dem es auch seine Regalia zu Lehen trägt. Und wird der Abbt allhie von den Käysern Alberto I. Henrico VII. Wenceslao und Ruperto,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_138.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2018)