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auch obgedachter Regen / Schiffreich seyn / welcher Fluß Regen von Mitternacht her / auß den Böhmischen Gräntzen / gegen Mittag zu / lauffende / sich allhie / wie gesagt / in die Thonaw auch ergeust / welche Thonaw von oben herab / vnnd vnten herauff dieser Statt grossen Nutzen schaffet. Vber gemelten Regen ist / vor Zeiten / ein steinerne Brücke gewesen / die aber im Jahr 1573. durch ein grosses Gewässer / eingeworffen / vnd meistentheils zu Grund gangen / vnd jetziger Zeit / mit Holtz vberlegt ist; wiewol noch etliche steinerne Joch von der steinern Brücken daselbst gesehen werden. Vber die Thonaw aber gehet noch ein steinerne Bruck / welcher vnten gesagt wirdt. Es hat vmb die Statt gar einen geschlachten vnd fruchtbaren Boden / Weinwachs / gut Viehweyde / vnd einen gewaltigen Träydboden. Die schöne Gärten aber / so es vorhin vmb die Statt gehabt / seyn / neben den Bäumen / vnd darunder den zweyen grossen Linden Bäumen / vor S. Jacobs Thor / (da der schöne Schießplatz gestanden / auff welchem man mit dem Stahl zu schiessen pflegte / vnd der mit einem lustigen Garten vnd schönem Hauß / eingefaßt war /) in dem jetzigen Teutschen Krieg / vnnd dieser Statt Belägerungen / sampt dem SiechenHauß / der Kirchen / vnnd dem Freudhof / zu S. Lazarus genandt / da viel vortreffliche Epitaphia gestanden / alles darauff gangen / vnd abgebrandt worden. Vnd war da vorhin / gegen Niedergang die Vorstatt an der Thonaw / in welcher die Haffner / Schiffmacher / Ziegelbrenner / etc. wohnten / darvon zwar der Platz noch zu sehen / das ander aber alles ligt im Staub / vnd der Erden gleich; wiewol man hofft / daß es wider mit der Zeit / in den alten Standt gerichtet werden möchte. Man gehet durch solche Vorstatt / am Breprunn genandt / auff eine grosse lange Wiesen / da SommersZeit / ein sehr lustiger Spatziergang am Wasser hinauff / gegen dem Dörfflein Winzer / oder Weinzirberge. Man findet noch hin und wider vil Jüdische Grabstein / mit Hebraischen Buchstaben / deren man vber 4200. nach der Juden Außschaffung außgegraben hat; deren der mehrertheil zum Grund / vnd Baw der newen Pfarr verbraucht worden / vnnd sollen viel ihrer Propheten vnd Rabinen daselbst begraben ligen. Bey dem Thor besagter Vorstatt / oder dem Prebrunner Thor / fängt die Zahl der Thürnen an / deren 44. vmb die Statt / an der innern Mawer / äusser denen / so an der äusseren Mawern / vnd im Zwinger oder Graben / erbawet seyn. Bey jetztgedachtem Thor / ist / gegen der Thonaw / auch ein Pastey / von einem eingefallenen Kirchlein zu S. Alban genandt / daran von aussen / gegen dem Wasser / etliche Köpff / vnd mitten vnter ihnen eines Widders oder Bocks / eingehawen seyn / vnd viel seltzsame Ding davon erzehlet werden; die meisten aber von einem Baselisken sagen / daß er da nahendt in einem Keller gefunden / vnd viel Leuth vnd Pfaffen / die ihn beschwören wolten / angeblasen / vnd getödtet haben solle. Vnd vmb diese Gegendt seynd vor den nächsten Belägerungen trefflich schöne Lustgärten / von Wasserwerck / Sommerhäusern / vnnd anderer Zierde / herrlich zugerichtet / gestanden. Wann man auff dem Graben nach S. Haimerans Closter zu wil / so hat man erstlich / neben deß einlauffenden Wassers in die Statt / davon die Hülln / vnd der Bach / durch die Statt fliessend / herkompt / sampt desselben Ablaß in den Stattgraben / den Hirsch darinn zu träncken / bey dem Thor / am Thurn / in der Höhe / ein steinern Bild / mit einer silbern und vergülten Cron / sol Hertzogs Arnulphi in Bäyern / (den Theils vnrecht Arnoldum nennen) Bildnuß seyn / der mit Käyser Henrico dem Ersten gekrieget / das Closter S. Emeran / wie es allbereit vom Käyser Arnolpho angefangen / vmbs Jahr 893. mit der Stattmawer eingefaßt hat. Es haben sich vor Zeiten die Vorstätt dieser Statt / beyderseits / von jetziger stehenden Statt anzurechnen / auff ein grosse Teutsche halbe Meyl Wegs / gegen Auffgang biß gen Weinding; gegen Niedergang aber biß zum Closter Prufling erstreckt. Vnd sollen von S. Jacobs Thor an / biß an gemeldtes Closter / lauter Sensenschmied gewohnet haben. Jetzt ist noch / ausser der Statt / der Ober- und Under-Wört / oder Insulen in der Thonaw / die sich auff ein ziemblich starcke viertel Meil Wegs erstreken / vnd kan man vermittelst der steinern Brücken von einer in die ander kommen; die meisten Theils von

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_129.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2016)