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Apostels Philippi / allwo neben andern Heyligthumb / dieses H. Apostels ein Arm von ihme praesentiret / vnnd vorhanden gewesen / erbawet Anno 876. allda er auch hernach Anno 880. gestorben. Käyser Arnulphus, deß Carolomanni Sohne / hat allhero auch schöne Schanckung gethan / vnd ist An. 899. an diesem Orth verschieden / ob dieser zwar / wie etliche wollen / nach Regenspurg transferiert seyn solle. Nach dessen Ableiben / hat sich vnder Käyser Ludwigen / deß Arnulphi Sohn / der erschröckliche Einfall vnd HauptVerderben dieser Landen Anno 910. von den Hunnen oder Vngarn ereygnet / allda alles / vnnd darunter auch die Statt Oettingen / sampt obbedeutetem Closter / ausser der noch stehenden Capellen gantz zu Grund gangen / verderbt vnd verbrennt worden / also zwar / daß gantz nichts von allem vbergebliben / vnd hernach die Statt / New Oetting / genandt / auß den Ruderibus, der Alten erbawet worden: Auch von Ludovico, Hertzogen in Bäyern / Ottonis deß Grossen Sohn / an statt deß zerstörten Benedictiner Closters / eine newe StifftKirchen / zu Ehren Philippi vnd Jacobi der H. Apostel / pro Canonicis, An. 1228. oder 1231. allda auch dieser Fürst gestorben / vnd begraben / gestifftet worden. Die jetzige StifftKirchen aber / so noch stehet / Anno 1499. wegen wachsender Andacht der Christglaubigen erweitert und verbessert / vnd bald darauff / nemblich 1518. der Anbaw an die vhralte heyl. Capellen / vmb mehr Gelegenheit vnd Andacht willen hierzu gethan. Endlich der Jesuiter Kirch vnd Collegium von Hertzog Wilhelm in Bäyern An. 1591. fundirt / vnd erst gar jüngstlich in jetzige Form vnd Manier erhebt worden. Was sonsten für eine vnaußsprechliche Andacht / Zulauff vnd Besuchung dises Orts von den Christglaubigen / auch auß fernen Landen / ja höchsten Monarchen / sonderlich von dem ErtzHauß Oesterreich / Bäyern vnd andern / so wol Alters hero / als noch biß dato allda fast täglich / vnd ohne Vnderlaß zu sehen: Was für edler Schatz vnd vberauß reiche Donaria, Geschanck von Edelgestein / Perl / Gold / Silber / vnd andern Kleynodien / von vielen Käysern / Königen / Fürsten / Grafen / Herren / Stätten vnd Gemeynden / mit höchster Verwunderung zu finden: Was für grosse Wunderthaten vnd Miracul die Göttliche Allmacht / durch Fürbitt seiner Mutter / diß Orths würcket: Läßt sich so kürtzlich nicht beschreiben / seynd deßwegen absonderliche Bücher vnd Tractat zu finden / vnd ist dieses Orth / wo nicht das vornembste in Teutschland / so wol der Andacht / als grossen KirchenSchatz halben / doch guten Theils andern solchen Gotteshäusern / wol zuvergleichen / vnd das Teutsche Loreta nicht vnbillich zu nennen. Videatur recens editus libellus à Jacobo Irsins, S. J.


Passaw / Passavia, Patavia.

Woher dieser alten / Bischofflichen / vnd berühmbten in Vindelica, vnd an der Thonaw gelegenen Statt Namen komme / seyn die Gelehrte nicht einerley Meynung / in deme Theils darfür halten / daß solcher von zweyen Teutschen Wörtlein / Paß vnnd Aw / entsprungen / deren das erste eine Vberfuhrt / das ander ein Insul bedeutet; weilen allhie 3. Wasser / als die Thonaw / der Inn / vnd die Iltz / oder Ilß / zusammen kommen / nach dem sie 3. vnterschiedliche Stätte / nämblich Passaw / Inn- vnnd Iltzstatt / beloffen haben: vber deren zwey / als die Thonaw / vnd den Inn / zwo hültzerne Brücken gehen: Vnd will Megiserus im 3. Buch seiner Kärndterischen Chronick / am 54. Capitel / daß Passaw solchen Nahmen / zun Zeiten Käyers Philippi Arabis, bekommen habe. Andere aber (als der Scholiastes Eugippij ad cap. 19. etc.) wollen den Nahmen von dem Lager der Niederländer / so daselbst gewesen / herführen; daher auch in der Notitia Provinciarum Imperii Romani, stehet / Tribunus Cohortis Novae Batavorum, Batavis, darauß die Teutschen erstlich Battaw / vnd darnach Passaw / mögen gemacht haben. So viel aber gemeldte Innstatt / so gegen vber in dem Norico lieget / vnnd von Passaw durch den Inn / als der Gräntze deß Norici vnd Vindeliciae, vnterscheyden wird / anbelangt / so solle sie älter / als Passaw / seyn / vnnd vor Zeiten Bojodorum geheissen haben / als daselbsten die Boij. oder Bojer / vbergesetzt haben; wie G. Braun / Cluverius vnd

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_113.jpg&oldid=- (Version vom 27.7.2020)