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Auffahrt gesehen / vnnd in der Kirche Gelt vnter das Volck geworffen; wie dieses vnnd mehrers / so damals vorgangen / in vnderschiedlichen Relationen vnd Berichten einkommen ist. Es hat vor Zeiten auch Juden allhie gehabt / deren An. 1285 mehr / als 180. mit sampt ihrer Synagog oder Schul / verbrandt / vnnd an dasselbe Orth / ein ChristenKirch solle erbawet worden seyn. Vnd wirdt auffgezeichnet gefunden / daß im Jahr 1388. allhie ein Jubel Jahr gewesen / so 5. Monat gewäret / bey welchem sich alle Tag in der Statt / in die 6000. frembder Leuth sollen befunden haben / vnd daß man etliche Heyligthumber von Andechs hieher gebracht habe. Vnder den Sachen / so allhie vornemblich zu sehen /leuchtet herfür obgedachte HauptKirchen zu vnser Frawen / welches ein schönes grosses Gebäw / mit einer schönen Cantzel / vnd 2. hohen gleichen Thürnen / gezieret ist / deren jeder 355. Staffel / oder 333. Werckschuh / hoch ist; darinn feine Glocken / auch in der Kirchen sehr schöne Altär / vnd ein schöne Orgel / so sehr grosse Buchsbäume geträhete Pfeiffen hat. S. Bennonis Reliquien seyn beym Chor; daherumb etliche Kleynodien / Heyligthumb / vnnd köstliche Sachen seyn. Es liegen in dieser Kirchen / oder Thumb / Käyser Ludwig der Vierdte / oder / wie theils rechnen / der Fünffte diß Namens / vnd andere Hertzogen vnd Hertzoginnen auß Bäyern / begraben. Ist erstlich eine Capell gewesen / hernach Anno 1271. von S. Peters Pfarrkirch abgesondert / vnd selbsten zu einer Pfarr gemacht / folgends solche alte Capell abgebrochen / vnd Anno 1468. diese herrliche schöne Kirchen / wie sie jetzo zu sehen / zu erbawen angefangen / vnd vom Hertzog Albrechten auß Bäyern / ein CollegiatStifft dahin verordnet worden / darzu die 2. Collegia, Illmünster / mit den Reliquien deß Arsatii; vnd Schliers / ab dem Gäw gebracht / vnnd Anno 1499. mit diesem Stifft vereyniget. Es hat solches einen Probst / Dechant / vnd 13. regulirte Chor Herrn / dessen erster Probst vmbs Jahr 1500. Johannes Neunhauser worden ist. Hievon schreibet H. Stengelius, in Hierologia, pagin. 265. also: Monachii, in D. Deiparae, Virginis Basilica amplissima totius Bavaiae, tumulum Ludovici IV. Imp. Maximilianus Elector demum nostro aevo Mausoleo absolutis. artis, splendorisq verè Regii exornavit. Von deß Heyligen Bennonis, gewesten Bischoffs zu Meissen / Reliquien in dieser Kirchen / ist ein eignes Buch in den Truck gegeben worden; darinn seine Wunderwerck / wie auch beym Hieronymo Emsero, in dessen Leben / zu lesen. Er ist Anno 1106. im 96. Jahr seines Alters / gestorben / Anno 1576. auß Meissen / hieher auff Mönchen / vnd folgends im Jahr 1580. in die gemeldte Kirch gebracht worden; von welcher Zeit an / die Pest niemals zu Mönchen regiert hat; wie Raderus volumine 3. Bavariae Sanctae, pag. 181. berichtet.

Zum Andern / ist zu sehen die Jesuiter-Kirchen / auff Italianische Manier sehr schön gebawet / die hüpsche Gemählde / schöne Altär / sonderlich einen grossen / im Chor / hat / vor welchem Chor ein schöne silberne Oel-Ampel / so 50. Marck Silbers wiegen soll / hanget. Vornen vnter dem Chor seyn die Fürstliche Begräbnussen / vnd ist Hertzog Wilhelms in Bäyern Gemahlin Renata, Hertzogin auß Lothringen / so An. 1602. gestorben / die erste / welche allhie in einem Zinnern Sarck / in ein Gewölblein / gelegt worden. Es seyn in dieser Kirchen zwo Orgeln neben einander / vnnd gescheibweiß herumb vergätterte Borkirchen. Das Pflaster ist von schönem Marmolstein. Hinder dem Chor hat es vnderschiedtliche Gemach von Zellen / darinnen der Jesuiter Schatz / einer grossen Summen Gelts / wie man sagt / werth / liegen solle: Wie dann / bey dieser obgedachten Schwedischen Einnehmung der Statt / weder dieser / noch andern Kirchen / nichts solle Schaden geschehen / sondern denselben guter Schutz gehalten worden seyn. Bey ihrem Meßgewand haben sie eine schöne Capell / vnnd vnder derselben ein Gewölb / zu ihren Begräbnussen. Die Kirchen von aussen hat zwey HauptThor / einen schönen Vordertheil / da oben auff Christus ist / mit dem Apfel / vnder ihm Hertzog Otto in Bäyern / vnd vnder diesem sechs andere Hertzogen: Item wider 6. Hertzogen / vnd Käyser / alle in weiß Marmolstein gehawen / vnd von LebensGrösse. Vnder den letzteren sechsen ist Hochgedachter

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_080.jpg&oldid=- (Version vom 5.7.2016)