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Gretserus in Append. de Aureato, am 256. Blat / von den Bischöffen zu Eychstatt / vermeynet auch / das Engelstatt von den Anglis, so er für Sachsen hält / herkomme; vnnd diese Statt daher von Theils Anglopolis genandt werde. Vnd seye noch zu Ingolstatt der Engelhoff / so man ins gemein für der Statt Anfang halte. Er wolle aber auch wider die nicht seyn / welche von denen Engelländern / so in grosser Anzal / auß jrem Vatterland / bey den Teutschen die Christliche Religion fortzupflanzen / kommen / solchen Namen herführen; weiln es der Warheit ähnlich / daß einer auß denselben sich hieher gesetzt / vnd einen Anfang zur Statt gemacht habe; wie auch / das benachbarte Eychstatt von den Engelländern herkommen. Er sagt gleichwol darbey / daß Ingolstatt allbereit dem Hertzog Tessel in Bäyern vom Keyser Carl dem Grossen zu Lehen angesetzt worden seye. Casparus Ens, in seinen deliciis, vnd P. Bertius in tab. Geogr. contractis, vermeynen / daß solcher Orth / zun Zeiten Käysers Ludovici IV. noch ein Dorff / zum Closter Altaich gehörig gewesen / darauß diser Käyser eine Statt gemacht habe. P. Henznerus meldet in seinem Reyßbuch / daß diese Statt im Jahr Christi 1312. fast vmb den halben Theil erweitert / vnd Anno 1420. vom Hertzog Ludwigen im Bart / die Mawren gar außgebawet worden seyen. Hertzog Georg der Reiche von Landshut hat das schöne vnd wolerbawte Schloß allhie aufgeführt; Hertzog Wilhelm aber die Statt Anno 1537. zu seiner Vestung gemacht. Sie ligt gar eben / außgenommen gegen der Thonaw / da sie was haltig ist. Dresserus schreibet in seinem Stättbuch / daß der innere Vmbkreyß seye von fünff vnd dreyssig hundert Schritten. Die Gegend herumb ist eben / vnnd hat einen herrlichen Träydboden. Ein vornehmer Freyherr meldet von jhr / in seinen geschriebenen Reysen / daß es allhie ein starckes Schloß neben der Thonaw habe: Die Häuser in der Statt seyen schön / vnnd alle lustig gemahlet; habe auch schöne Gassen: Die Kirch sey herrlich vnd groß / darinn das schönist vnd köstlichste Marienbild / deßgleichen nicht zu finden seyn solle / werde vor ein sonderbare Antiquität gehalten; die Arbeit / Edelgestein vnd Schmeltzwerck / soll vber 50000. Cronen geschätzt werden; das Bild ist von klarem Gold / ziemlich groß / der Rock vberall gantz weiß geschmeltzt / gar künstlich / dafür knyet ein Bild / so einem König von Franckreich vergleicht / hat ein lang Kleyd an / Blawfarb mit gelben Lilien / alles gar schön darauff geschmeltzt; ist auch mit gar köstlichem Edelgestein besetzt. Sonst ist noch ein klein Bild dabey / Sanct Michael mit der Wag in der Hand / auch von Gold / vnd Edelgestein / vnnd mit allerhand Farben geschmeltzt / künstlich gearbeitet; wie dann diese Bilder zusammen gehören. Mitten in der Kirchen auff dem Boden ist die Fundation diser Kirchen / mit langen rotfarben Steinen außgesetzt / so das Warzeichen zu Ingolstatt. Hat 3. schöne grosse gewölbte Capellen / vnd andere schöne Sachen; So ist das Jesuiter Collegium auch schön / mit vielen Zimmern / Stuben / vnd Classen / vnd einem grossen Hof in der mitten. Vnd so viel sagt dieser Freyherr. In einer andern geschriebnen Verzeichnuß stehet / es sey vmbs Jahr 1275. das Franciscaner Closter allhie / vnd Anno 1330. vngefehr der Spital / gestifftet worden: Hertzog Ludwig im Bart / Herr zu Ingolstatt / habe die vberauß schöne Kirch zu vnser Lieben Frawen von Grund herauß gebawet / 7. Priester darzu eingesetzt / stattliche Sachen von Ornat / Silber vnd Goldt darzu vermacht / auch ein Marmolsteinen Begräbnuß zugerichtet / dahin er seines Vattern Stephani Gebein / von Schönefeld auß / hab führen lassen; wie auch einen armen Spittal / angericht / vnnd zu Erhaltung der vorigen erbawten Kirchen sieben vnnd neuntzig tausendt Goldtgülden verordnet / vnnd vermacht. Aber sein Sohn Hertzog Ludwig der Buckelte / hab dem Vatter / der ihn / wider seinen Willen / zu einer verheurathen wolte / diese Statt eingenommen / welche ihn gleichwol / als den rechten Erben / nicht vngern eingelassen; aber da sie jhme die Schlüssel zur Kirchen / vnnd deß Vattern Schatz / nicht geben wolten / hab er diese mit Gewalt auffgebrochen / vnnd den gantzen Schatz / vnd Vorrath deß Vatters / der selbiges mahl zu Newburg wohnte / hinwegk genommen / seye fortgefahren /

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)