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Meckau / ein Oesterreicher / und Cardinal / der Anno 1509. gestorben. Der 76. ist gewesen Johannes Thomas Freyherr von Spaur / und Valerio, ein Tyroler / so Anno 1591. gestorben / deme der Cardinal Andreas von Oesterreich / so Anno 1600. zu Rom verschieden; und diesem Christophorus Andreas Freyherr von Spaur / und Valer / und deme Anno 1613. Ertzhertzog Carl von Oesterreich / succedirt haben. Anno 1640. war noch allhie Bischoff Herr Wilhelm Freyherr zu Welsperg / und Primör / deme Johannes nachgefolgt / so ein Doctor, und vorhero Decanus allhie gewesen / der Anno 1641. auff dem Reichstag zu Regenspurg durch Gesandten erschienen / und allbereit bey die 70. Jahr alt seyn solle; wie uns Anno 1643. im Januario, geschrieben worden ist. Es ist der Herr Bischoff allhie ein Fürst deß Reichs / der seine Regalia vom Reich / und Session bey den Reichstägen / auch in dem weltlichen vollkommenlich zu gebieten hat; aber doch Jure Advocatiae, und anderer Ursachen halber / zur Graffschafft Tyrol gehörig ist / und daher von dem Hauß Oesterreich gegen dem Römischen Reich / doch cum onere, vertretten / und eximirt wird: Aber zum Cammergericht contribuirt er selbsten. Es verwalten bey diesem hohen Stifft die vier Erb-Aempter / als 1. deß Marschallen / die Freyherren von Welsperg und Primör. 2. Deß Drucksessen / die Herren von Wolckenstein / und Rodneck. 3. deß Mundschencken / die Edlen von Tunn. 4. Und dann deß Erb-Kämmerers die Freyherren von Fels / oder Vels. Besihe Philip. Cluverium lib. 1. antiq. Ital. cap. 16. Wiguleum Hund / tom. 1. Metrop. Salisburgens. fol. 439. sequentib. Magerum de Advocatia armata capite 9. num. 996. Dresserum part. 4. Isag. Histor. Georg. Braun / im Stättbuch / Brunnerum tom. 3. Annal. Boicorum, pag. 99. (da er insonderheit von dieser Statt schreibet) und part. 1. et 2. Itinerarii Germaniae.


Clausen / Clusa, Clusium, Chiusa Ital.

Es liegt dieses Stättlein auff der Landstrassen / die von Potzen nach Insprugg führet / zwischen besagten Potzen / und Brixen / und zwar 2. Meilen / so nicht groß / von Brixen / und 6. von Stertzingen / beym Wasser Isack / oder Eisack / und hat den Nahmen von dem engen Paß allda. Gehört / sampt dem hohem Berg-Schloß / so viel das Einkommen anbelangt / dem Bischoff von Brixen: aber die Landsfürstliche Obrigkeit hat Oesterreich / wie Grasserus in seiner Schatzkammer meldet. Ist an statt der obgedachten durch die Hunnen zerstörten Bischofflichen Statt Seben / (von welcher oben bey Brixen / und die nie wieder recht erbauet worden /) an dem Fuß deß Bergs / und Schlosses Sabionae auffkommen. Wird auch noch Seben genant; wiewol Theils nur das hochgelegene uhralte Schloß / sampt seiner Zugehörde / also; die Statt aber unten die Clause / und das untere Schloß / so auch auff einem Berge / oder Felsen / gelegen / Prantzol / heissen. Es hat zu Seben 2. Kirchen / bey dem H. Creutz / und bey unser lieben Frauen: Und unten in dem Stättlein auch 2. nemlich die Pfarrkirch bey S. Andre / und die Kirche bey den Apostlen; wie auß der Abbildung dieses Orts klärlicher zu sehen ist.


Hall im Inthal.

Diß ist ein wolerbaute lustige Statt / am Wasser Inn / oder Yn / Yhn / zwischen hohen Bergen gelegen. Hat vor Zeiten eigene Herren gehabt / auß denen Gebhardus gewesen / der sich / zun Zeiten Käiser Friedrichs deß Ersten / in seinem besten Alter / und mitten seines glückseeligen Lauffs / als er von dem Reichstag zu Bamberg anheimbs kommen / in das Reicherspergische Closter begeben; dessen Mutter / Hedwig / auch in selbigen Orts Frauen Convent, in welches sie neulich zwo Töchtern gethan hatte / gangen ist; wie part. 3. Annal. Boicorum Brunneri pag. 482. stehet. Es hat ein grosses Fürstl. Palatium allhie / daran ein sehr schöne Kirch ist / welche beyde Stuck / sampt dem Frauen Closter / Käiser Ferdinandus I. feine Kinder darinn zu erziehen / herrlich hat erbauen lassen; daselbst ein köstlicher Schatz / und schöne von denen Ertzhertzoginnen gemachte Sachen zu sehen seyn sollen. Ohngefehr auff ein Meil Wegs von der Statt / in dem Gebürg / ist ein Saltzbergwerck / in welchem die Saltzstein / wie ein ander Ertz / herausser gehauen / und in grosse darzu gemachte Gruben geworffen werden: Alsdann laßt man solche Gruben mit süssem Wasser voll anlauffen / dasselbe etlich Monat lang / biß die Saltzstein wol zergangen / und sich das unreine zu Boden gesetzt hat / stehen; dann probirt man das Wasser mit einem darzu bereiteten Holtz: Findet man es zu reich am Saltz / so laßt man mehr süsses Wasser daran. Wann es dann an der Prob recht befunden / so wird es in höltzern Teichlen in die Statt zu der Saltzpfannen in grosse höltzerne Kästen geführt / die so hoch gelegen / daß solch Wasser ferners in die Pfannen leichtlich mag geleitet werden. In diesem Saltzhauß hat es vier starcke eiserne Pfannen / deren jede acht und viertzig Werckschuh lang / 34. breit / und 3. tieff ist. Wird jede / mit allem Unkosten / biß sie gemacht wird / auff drey tausend Gulden angeschlagen / und mag eine ungefehr zehen Jahr gebraucht werden / doch muß man sie stets mit flicken / und außbessern / erhalten. Wann man die Pfannen macht / so schlagen 15. Schmid zumal auff einen Nagel / welcher genietet wird. Es haben solche Pfannen Windöfen / welche ungefehr ein Schuh weit / und sechs hoch seynd. Alle Pfannen seynd mit Pfeilern untermauert / von wegen ihrer gewaltigen Grösse. Eine Pfannen von den vieren lasset man allwegen 7. Tag ruhen / und siedet nur in den 3. und um Jacobi läßt man alle Pfannen 3. Wochen feyren. Es sollen am gantzen Werck / in dem Bergwerck / bey den Saltzgruben / in Wälden zum Holtzhauen / zum flötzen / in der Hall zum sieden (darzu das Brennholtz mit geringem Kosten auff dem Yhn kan

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)