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Anhang.

Es wären zwar noch viel mehrere fürnehme Ort / als Cruppa, Gradez, Freythurn (so Märckt / und Schlösser / und alle drey den Herren von Purgstall gehörig seynd;) Item / Mokricz, und andere in Crain / wie auch in der Nachbarschafft herum / zubeschreiben: Weilen wir aber noch zur Zeit kein eigentlichen Bericht davon / wie auch von den Stättlein Cößtau / Muschkeuiza / Veprinitz / Wersetsch / etc. bekommen; So wollen wir / zum Beschluß / allein der folgenden Ort gedencken; als da seynd

Aglarn / Aquileia, oder Aquilegia, allda das Ertzhauß Oesterreich ein Hauptmannschafft hat; um das Patriarchat selbsten aber mit den Venedigern noch strittig ist / und deßwegen die Lehen / deren solches in den Oesterreichischen Landen viel hat / der Zeit / wie man berichtet / von den Patriarchen zu Venedig nicht empfangen werden. Was wegen Auqileia, der Käiser / den 10. Augusti Anno 1628. dem Pabst / so einen Praelaten von Venedig / mit solchem Patriarchat / den Rechten zuwider / versehen / vor eine Protestation insiniuiren lassen / in tom. 1. theatri Europaei, fol. 1280. Und was von diesem uhralten / der Zeit schlecht gebauten / und ungesunden Ort / im 1. Theil deß Teutschen Räisbuchs / am 337. und im 2. Theil am 177. Blat / ist gesagt worden. Lazius schreibet lib. 12. Reipubl. Rom. sect. 5. cap. 8. fol. 1013. seqq. daß die rudera der weyland hochberühmten / und von dem Attila zerstörten Statt Aglarn / oder Aquileiae, dem Hauß Oesterreich gehörig seye / welches heutige Inwohner zu Gradisca zu Gericht stehen müssen. Es seyen unter dem Patriarchen von Aquileia, die Bischöffe von Concordia, Altino, Padua / Vicentz / Verona / Trient / Brixen / Feltro / Tarvis / Maran / Bellun / Acilia / Julia / Justinopel / Pola / und Parentz. Der Erste Patriarch / so nach Venedig sich begeben / und da gelebt / seye Nicolaus gewesen / welcher den Oesterreichischen Fürsten die Pfarren zu Laybach / Cilly / S. Peters zu Craynburg / Manspurg / und Windischgrätz / geschenckt habe. Siehe / was er von den Patriarchen allhie / und wie offt sie ihren Sitz verändert / daselbst mit mehrerm schreibet; Item / von Aquileia selbsten Cluverium lib. 1. antiq. Ital. cap. 21. und insonderheit Sabellicum in antiquitatibus Aquileiensibus.

Aursperg / Marckt und Schloß / so Lazius lib. 12. Reipubl. Rom. sect. 5. cap. 4. für der Alten Aurupenum, oder Aurupium, hält; daselbst er auch am 1005. Blat / von dem Herkommen der Herren / und Grafen von Auersperg / so unter den vornehmsten in Crain seyn / handelt; von welchen insonderheit Johan. Melchior Maderus in der Vorrede seines Büchleins / Equestria, oder de arte Equitandi tituliret / zu lesen / der sie von der gedachten Statt der Japodum, oder Japygum, Aurupens, oder Aurupono, herführet / welche Käiser Augustus eingenommen / und der Hunnen König Attila, ums Jahr Christi 451. zerstört / an deren statt ein Schloß / gleiches Nahmens / auff dem Berg / 3. Meilen von Laybach erbauet worden; dessen Gemäuer nur noch heutigs Tags gesehen werden; an statt dessen / nicht weit von dannen / Anno 1067. Herr Conrad von Auersperg ein anders erbaut; welches als es An. 1511. durch Erdbidem Schaden gelitten / An. 1520. wieder erbauet worden / und noch verhanden ist. Und dieses meldet gedachter Maderus.

Carlstatt. Es liegt in Crabaten / oder Croatia, ein zimlichen Weg von dem Wasser Mresniza, der Marcktfleck Dabovez, und ob demselben auff einem Hügel ein Schloß gleiches Nahmens / davon bey einer halbenviertel Stund / an dem Ort / wo der Fluß Korana in die Dobra fällt / Ertzhertzog Carl zu Oesterreich / An. 1579. eine Schantz / mit 6. Pasteyen erbauen / und nach sich Carlstatt hat nennen lassen. Die Hochlöbl. Crainerische Landschafft versihet solche; und ist der Obrist der Zeit daselbst der Herr Graff von Tersitz / auß dem Edlen alten Geschlecht der Frangepan / so in dieser Vestung wohnet / darinn auch allein die Soldaten ihre Häußlein; andere Leut aber ihren Auffenthalt zu besagtem Dabovetz (so Theils Außländer Dabratz nennen) haben / so von vielen auch Carlstatt geheissen / und für eine Statt / dem Nahmen nach / gehalten wird. Nicolaus Isthuanfius lib. 25. rer. Ungar. schreibet von diesem Ort / daß er zwischen den Wassern Colapi, Dobra, und Mresnicia gelegen seye. Die Radonia falle erstlich in die Corava, hernach beede in die Mresnitz / und alle miteinander oberhalb Carlstatt in die Kulp / oder Colapim: und seye solche Vestung zwischen den Jahren 1577. und 1579. in der Crainer Nachbarschafft / durch Hülff / Fleiß / und Unkosten / Ertzhertzog Carls von Oesterreich / und der Crainer / auff dem Dubozischen Boden / in der Grafen von Zrin (oder Serin) Gebiet / erbauet / und für das Schloß Dubocia, ihnen baar Geld geben / Johannes Ferenberger zum Obristen allda verordnet / und also Illyrien / Chrovatien / dergestalt besser gerathen worden.

Cervignanoy, ein grosser Oesterreichischer Flecken in Friaul / bey einer kleinen Teutschen Meil von der berühmten Venedischen Vestung Palma gelegen / allda man in einem Canal pflegt zu Schiff zu gehn / auf welchem man auffs Meer / und ferners nach Venedig kompt.

Dragemel, Schloß / und Flecken / Freyherrlich / Lambergisch / nicht weit von der Sau / aber hieherwarts gelegen / so Lazius der Alten Adrantem zu seyn erachtet.

Haydoschena, oder Haydenschafft / an dem Wasser K(?)bel / allda sich das Crainland endet: Wie dann dieser Ort allbereit in die Graffschafft Görtz gehörig / und 3. Meilen von derselben Hauptstatt / nahend dem Byrbaumer Wald (welche grausame Höhe / und bergichte Gelegenheit / davon oben Gerhardus Mercator gar zu weit hinunter zu dem Czircknitzer See setzet) gelegen. Ist ein weitschichtiger Marcktflecken / da etwann / wie Theils vermeinen / vor Zeiten / ein fürnehme Statt solle gestanden seyn. Siehe oben Görtz.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)