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Sau / und Drab / in Sirmium gelangt / und seynd beede Theil deß Kriegsheers fast zu einer Zeit auff Griechisch Weissenburg kommen / und haben hernach schier mitten im Winter Adrianopel erreicht; und nichts denckwürdiges / weilen besagter Ibrahim den Christen wol gewogen gewesen / und seinen Herren mit Fleiß also herum geführt / (weßwegen Er auch hernach hingerichtet worden) verrichtet.


Muerau.

Diese Statt liegt in Ober-Steyer / gegen dem Ertzstifft Saltzburg / an dem berühmten Wasser der Muer / so / wie oben gemeldt / dieses Land durchfliesset / hernach zu Sakon / (welchen Ort Lazius für deß Antonini Aquama hält /) 5 Teutscher Meilen von Pettau / in die Drab fällt / und von derselben in die Thonau geführet wird; wie die Taflen zeichnen / und Theils melden. Nicolaus Isthuanfius, ein Ungar / schreibet lib. 11. rer. Ungar. pag. 183. daß die Mura 7. tausend Schritt unterhalb Pettau / bey dem Stättlein Legrado / in die Drab komme. Philippus Cluverius, in Beschreibung deß Norici, vermeynt / daß diese zwischen den Bergen gelegene Statt Murau / vor Zeiten ad Pontem geheissen habe / vielleicht darum / weilen da die erste Brücke über die Muer gewesen. Andere aber geben solchen Nahmen der Statt Bruck an der Muer. Es wird Muerau durch besagtes Wasser in zwey Theil abgetheilet / die aber durch unterschiedliche Brücken vereinbart werden / bey deren untersten / und unten an der Statt / die Ränten darein kompt / so / wie die Mur / ein ungestümmes böses Wasser ist. Es seynd allhie drey Plätz / 7. grosse / und kleine Thor / und feine Häuser / auch ein schöne Pfarrkirch / die etwas höher / als die Statt / gelegen: Das prächtige Schloß aber liegt noch höher / auff einem Berglein / und ist gar wol / und von dem jetzigen Herrn dieser Statt / und Herrschafft / gantz neu / wie man berichtet / wieder erbauet worden. Gegen über / und jenseit deß Wassers / sihet man auff einem Berg noch altes Gemäuer von einem andern Schloß / das auff Befelch Königs Ottocari in Böheim zerbrochen worden / nach dem die Herren Heinrich / und Otto / Herrn von Liechtenstein / weyland Herren dieser Statt / bey ihme / dem König / als ob sie / neben anderen Herren / ihne wieder um diese Länder bringen wolten / angeben worden seynd. Besagte Herren von Liechtenstein / weyland Erb-Marschallen in Kärndten / und Cammerer in Steyer / seynd Anno 1619. mit dem letzten Herrn Ottone von Liechtenstein / so in Kärndten gewohnt / nunmehr gantz abgestorben: Die Statt Muerau aber ist vom Herren Christophen / Herrn von Liechtenstein / seiner Gemahlin / Frauen Annae / schon vor vielen Jahren / Schulden halber / überlassen worden / welche gar reich gewesen / und sechs Herren nacheinander / und darunter auch Herren Carl / Freyherrn von Teuffenbach / und einen Grafen von Ortenburg / geheurahtet / Anno 1624. in hohem Alter / und bey ihrer Evangelischen Religion beständig / ohne Kinder / allhie gestorben; nach deme sie diese Statt / und zugehörige Herrschafft / neben andern mehr Gütern / ihrem letzten Herrn / und Gemahl / der sie überlebt / nemlich Herrn Geörg Ludwigen / Grafen zu Schwartzenberg / Herrn von Hohen Landsperg / hernach Generalen an den Crabat- und Windischen Gräntzen / etc. vermacht hatte / Anno 1646. diese Welt auch gesegnet hat. Es hat zu Murau / vor der Religionsänderung / ein gute Schul gehabt / deren Rector M. Wolffgangus Pensoldus, ein Meißner / gewesen / so gelehrte Leut gezogen / und scharffe disciplin gehalten; welche aber Anno 1600. auß Ertzhertzoglichem Befelch / abgestellt worden ist. Es seynd neben andern / von hier bürtig gewesen / Doctor Nicolaus Kersbaumer / Martinus Gall / ein guter Jurist / und Johannes Brassicanus, ein feiner Poet / und Musicus.

In der gedachten Herrschafft / und Landgericht / und ein Meil von der Statt Murau / liegt das Dorff Ränten / auff der Landstrassen nach dem Saltzburger Land / daselbst eine vornehme Pfarrkirchen / deren Geistliche Inspection sich weit / und biß an die Saltzburgische Gräntzen / erstreckt; daher / als der Ort noch der Augspurgischen Confession zugethan gewesen / der Pfarrer allhie allwegen 2. Diaconos, einen bey sich / und den andern zu Schöder / gehalten: Aber jetzt soll es der Römisch-Catholische Pfarrer / wie man berichtet / alles allein versehen / und die Einkommen haben. Der Pfarrhof liegt auff einer zimlichen Höhe / bey der Kirchen: Besser hinab ist das Schloß / so vorhin den Herren Egartnern gehört / der Zeit aber / sampt der schönen Mühl / deß Herrn Landsverwesern in Steyer / Herrn von Kienberg / Freyherren / seeligen Erben / zuständig seyn solle. Es hat da / vor diesem / 2. Wirtshäuser gehabt / und vielleicht noch / bey deren untern das oben bey Murau gedachte Wasser / die Ränten / davon dieser Ort den Nahmen / lauffen thut. Und allhie ist deß Itinerarii Germaniae Nov. antiquae, dessen in diesem Buch unterweilen Meldung geschicht; wie auch gegenwärtigen Wercks Autor. Martinus Zeiller / den 7. 17. Aprilis Anno 1589. gebohren worden / der sich etwann von Murau / weilen seine liebe Eltern selige daselbst verburgert gewesen / und zwey Häuser da gehabt haben / genant / und geschrieben hat.


Pettau.

Diß ist ein alte Römische Statt / so vor Zeiten Paetovium, Petavio, und Poetovio, genant worden. Die Winden / oder Sclaven / deren es gar viel um diese Statt gibt / heissen sie Duji. Von ihren Antiquitäten ist Lazius fol. 161. 482. seq. 489. 541. 559. 593. 595. Reip. Romanae zu lesen. Sie liegt in der Untern-Steyer-March / 4. guter Meil Wegs unterhalb Rackerspurg / an dem berühmten Wasser Draa / oder Drab / Dravo, so weyland der Römer terminus

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)