Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 203.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geehrten Frauen Mutter Cörper / lieget. Vor Jahren haben die Evangelischen Stande ihre Kirchen / und wolbestellte Land-Schul / so man die Stifft genant / allda gehabt / so aber Anno 1598. alles abgeschafft worden / und seynd damaln / den 28. Septembris, auff ergangenen Ertzhertzoglichen Befelch 19. Kirchen- und Schuldiener daselbsten hinweg gezogen. Es meldet David Chytraeus lib. 15. Sax. 399. daß Nicolaus Gallus, zu Cöten in Sachsen gebohren / nicht allein der Statt Regenspurg / sondern der gantzen Nachbarschafft / Oesterreich / und Steyermarck / reformirte Kirchen / mit Lehr / und Rath / Gottseelig / und fleissig unterwiesen / und regiert habe. Und im 25. Buch / am 714. und folgenden Blat / sagt er / daß Anno 1582. Ertzhertzog Carl / als Er dem Steyrischen Adel / die Religionsübung in der Landschafft Kirchen zu Graitz / nach dem Verbott deß vorigen Jahrs beschehen / wiederum zugelassen / dem Rath / und Burgerschafft / daß sie dahin nicht gehen solten / verbotten. Und dieweil diese nicht Gehorsam leisteten / so haben Ihre Durchleucht / die Burgermeister / und den Schreiber Martinum Pangrisium, in die Gefängnuß gelegt / und um Geld gestrafft / und ihnen / sampt dem gantzen Rath / befohlen / daß sie entweder der Landschafft Kirchen sich enthalten / oder aber innerhalb eines halben Jahrs / ihre Häuser und Güter verkauffen / und anders wohin zu wohnen ziehen solten. Melchior Goldastus Heiminsfeldius, in der Vorrede über die zwey Rechtliche Bedencken / von der Succession, und Erfolge deß Königlichen Geschlechts / und Stammens / in beyden Königreichen Hungarn / und Böheim / Anno 1627. zu Franckfurt im 4. gedruckt / schreibet / daß höchstgemeldter Käiser Ferdinandus der Ander / nach dero Käiserlichen Wahl zu Franckfurt / ihme Goldasto anbefohlen habe / seinem Herrn / dem Grafen zu Schaumburg / zu referiren, wie es mit der Reformation in Steyer / Kärndten / und Crain / für ein Verlauff / und Bewändtnuß / gehabt / und wie Ihre Käiserl. Majest. gleichsam mit Gewalt darzu / durch Ministrorum Ecclesiae quotidiana in se maledicta, und friedhässigen / feindseligen / auffrührischen Predigten / dardurch sich allerley Rebellion, Empörung / und Auffstand / hin und wieder im Lande erhoben / alle Landtäge / und gute Consultationes zerschlagen / und endlichen Ihr Majest. selbsten / als geborner Ertzhertzog / und natürlicher Erbfürst / nicht wol sicher in seinem eygnen Erbland seyn / und bleiben können / wider ihre Intention, und Meynung / seyen getrungen worden. Worinnen doch Ihre Majestät / ohne Vergiessung einiges Tropffen Bluts / also / und nicht anderst / verfahren / dann wie es die heilsamen Reichs-Constitutiones, Ordnungen / und Verfassungen / vermögen / gestatten / und zugelassen / etc. So wenig sey es auch / daß Ihr Käis. Majest. den Lands-Ständen in Steyer / etc. haben das freye Exercitium Religionis, bey Abtrettung der Regierung / und beschehener Huldigung / confirmirt, oder reversirt. Und dieses schreibt Goldastus Auff der andern Seiten deß besagten Muerthors / haben 5. die Franciscaner ein schönes Closter. 6. In der Sporergassen wohnen die Pauliner. In der Steyrischen Landshandvest stehet fol. 25. b. daß das Mönchs-Closter in der Statt / wie auch das Teutsche Hauß allda / eine Freyung habe; saget aber nicht / welches Closter es seye. 7. Ausserhalb der Statt / und zwar über der Muerbrucken / in der Vorstatt / ist das Closter zu unser lieben Frauen / Hülff genant / in welchem Minoriten Mönche seynd. 8. Daselbst ist auch das Dominicaner / oder PredigerCloster zu S. Andreae / in welches Gotts-Acker / oder Freudhoff / viel Evangelische Herren / Frauen / Fräulein / und andere Personen / begraben liegen / die zum Theil ihre Epitaphia haben. Gegen über ist das Burger-Spital. 9. Ferners ist in dieser Vorstatt auch der Hailbrüder / oder Fratrum Misericordiae, Closter / die der Krancken warten; und deren Stiffter Johannes Dei gewesen / welcher zun Zeiten deß Ignatii Lojolae solle gelebt haben. 10. und 11. Vor S. Pauls / oder dem Pauliner Thor / haben die Capuciner / und Carmeliten / ihre Clöster. Vor dem Sackthor aber ist noch zur Zeit keines. Die weltliche Gebäu belangende / so ist von der Ertzhertzoglichen Burg oben gesagt worden. Nahend derselben ist das Fürstliche Zeughauß. Ferners ist zu besichtigen das Landhauß in der Herrengassen / so ansehnlich erbauet ist. Und stehen am Saal die fürnehmste Stände und Stätte deß Landes gemahlt. Es werden darinn die Landrechten / und Landtäge / auch andere Zusammenkünfften / und von den Herren verordneten Rath / gehalten. Ist auch da die Cantzley / und Einnemmer-Ampt / Item der Land-Stände Zeughauß / welches mit groben Stücken / Rüstungen / und Munition, zimlich versehen ist. Das Statt-Rathhauß ist auch fein erbaut: wie ingleichen der Fürstliche Marstall. Theils besehen auch die Gemälde am Haasenhauß / so man für schöner / und ordentlicher abgetheilt / als das zu Wien / halten thut. In der obgedachten Vestung / oder Obern-Schloß / so mit allem wol versehen / und stets ordinari eine Besatzung hat / seynd vornemlich die grosse und kleine Stück / deren bey die hundert seyn / und darunter die zwey gröste zu sehen / deren eines ein Türckisch / das ander / so Anno 1529. gemacht / auch schon einmal in der Türcken Gewalt gewesen / und von ihnen die Bildnuß Christi darauff zerstümpelt worden ist. In einem Thurn ist das Horn / welches man alle Morgen und Abend tretten thut / und das von vielen Pfeiffen gemacht ist. In einem andern Thurn hangt die grosse Betglocke / die allezeit Morgens um 7. Uhr geläutet wird. Es hat dieses Schloß ein grosse Weite / und etliche Plätz / innen. Ist auch da eine Capellen für die Soldaten. Hat ingleichem etliche Roß- und Handmühlen; Item / einen sehr tieffen Brunnen / der stätigs beschlossen ist / damit man solchen im Nothfall rein und sauber haben möge. Dann dieses die Haupt-Vestung deß Landes ist / darvor sich der Türckische Käiser Solymannus, als Er im Jahr 1532. biß hieher kommen / sonderlich geförchtet haben solle; auch nicht weiter ins Land hinauff zogen ist; sondern sich offt umgesehen / ob Er nicht vom Käiser Carlen hinter- oder vorwerts / oder auff den Seiten angegriffen werde / und dahero nahend Grätz über die Muer mit Unordnung gesetzt. Und hat schon langst vorhero Anno 1260. König Bela auß Ungarn darvor nichts außgericht / wie Boregk

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)