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von der Neustatt / gegen Steyrmarck zu / auff der Landstrassen nach Grätz / ein gewaltiger Paß / und Clausen / zwischen den Bergen. Hat ein Schloß / Clam genant / so sehr hoch ligt / allda man in den Felsen viel heimliche Löcher / darauß man schiessen kan / siehet / also daß man mit Gewalt allda nicht leichtlich durchkommen mag. Gleichwol so hat diesen vesten / und fein gebauten Marcktflecken König Matthias Corvinus auß Ungarn Anno 1485. erobert / kundte aber weiter nicht fortkommen. Dann man bald da das Gebürg Sämring / Semeringum, oder Montem Seminium hat / darüber man muß / und auff welchem sich Oesterreich / und Steyer / scheiden. Ist ein Theil von dem Berg Cecio, so von der Thonau sich biß an die Draa erstrecket / und allhie das Mittel hält; von welchem wann man hinunter räiset / das Dorff Spital / gleich daran gelegen / der erste Ort in Steyer ist / daselbst vor Zeiten die Tempelherren ein Spital gehabt / deme Käiser Friederich der Erste / auff dem nächsten Wald und Berg / eine Gnad und Vortheil zugelassen / in dessen Brieff das Wort Cecenwald außdrücklich stehet / wie Wolffgangus Lazius am Ende seines Wercks / oder Commentariorum Reip. Romanae in exteris Provinciis bello acquisitis. constitutae, bezeuget. Es hat noch neulicher Zeit obgedachtes Schadtwien den Herren Ursenböcken / Freyherren / als ein Pfandschilling vom Hauß Oesterreich / gehört.

Schlegel / ein Closter in Ober-Osterreich / so Anno 1626. die Bauren verbrant haben.

Spital / am Pirn / in Oesterreich ob der Enß / allda Anno 1633. den 19. 29. Martii, Joh. Georg. Fuchs von Dornheim / der 49. Bischoff zu Bamberg / gestorben / und im Stifft dieses Orts in deß Fundatoris, deß 32. Bischoffs zu Bamberg / Friderici von Auffseß / so Anno 1440. gestorben / Grab gelegt worden ist.

Spitz in Unter-Oesterreich an der Thonau / 3. Meilen oberhalb Crembs gelegen / und einem Herren von Kueffstein / Freyherren gehörig. Ist vor dem Böhmischen Krieg / und der Religionsänderung / ein schöner / grosser / und wolhabender Marcktflecken gewesen / den Anno 1620. die Crabaten geplündert haben.

Starnberg / Schloß und Herrschafft / sampt dem Marckt / Hag / in Ober-Oesterreich / dem Bistum Passau gehörig.

Stockerau / ein Marcktfleck in Unter-Oesterreich / oberhalb Korneuburg / an der Thonau / da fast gegen über / aber auff dem andern Land S. Andre / und Höffleyn / (ein Marcktfleck / welches Höfflein Anno 1620. die Mährer überfallen / angezündet / und darinn viel Cossaggen erlegt haben) liegen / und 4. Meilen ob Wien / so vor Zeiten Asturis (oppidum) geheissen haben solle / dahin Anno 1012. S. Colomannus, ein Schott / kommen / so die Landsprach nicht verstanden / und alles / darum man ihn gefragt / bestättiget hat; und deßwegen / weilen man ihn entweder vor einen Narren / oder Außspäher gehalten / von etlichen Gottlosen Leuten allda gehenckt worden ist. Besihe Cuspinianum in Austria fol. 69. Andr. Brunner. part. 2. Annal. Boicorum, lib. 9. fol. 686. seqq. und Matth. Raderum vol. 3. Bavar. Sanctae.

Traismaur / Traßmauer / auch Draßmauer / und Dreßmauer genant / und von Theils geschrieben / und an der Drasam / so Lazius mit einem T. schreibet / in Unter-Oesterreich / unterhalb Hertzogenburg / und gegen Tuln über gelegen. Ein sehr alter Ort / und Marcktflecken / sampt einem Schloß / dem Ertzstifft Saltzburg gehörig. Theils nennen diesen Ort nur ein grosses Dorff.

Tulbing / auch ein Marcktfleck in Unter-Oesterreich 4. Meilen unter S. Pölten / und ein Meil oberhalb deß Carthäuser Closters Maurbach / im Wienerwald / in welchem Käiser Fridericus der Dritte / und Schöne zugenant / als der Stiffter desselben / der Anno 1330. gestorben / begraben liegt.

Vischamund / 4. Meilen unter Wien / an der Thonau / also genant / weil allda das Wasser Vischa in die Thonau fällt; ein lustiger Ort / und guter Kornboden / da herum der Alten Aequinoctium solle gestanden seyn.

S. Ulrichskirchen ein Marcktfleck / zwischen Mistelbach / und Wien / und von jedem Ort 3. Meilen / gegen Mähren zu / gelegen. Anno 1620. thaten die Mährer auß diesem Ort mit Streiffen grossen schaden / rantzionirten hernach den Marckt / und branten das Schloß ab.

Waitzenkirchen / ein Marcktfleck in Ober-Oesterreich / 5. Meil Wegs ober Lintz / und ein Meil unter Peurbach / auff der Landstrassen gelegen; dabey nahend das Schloß Waiderholtz liegt / so vor etlichen Jahren Herrn Ludwig Hohenfelder / etc. sampt Waitzenkirchen / gehört hat. Hernach aber an Herrn Hans Ludwigen Grafen von Kueffstein / Landshauptmann in Ober-Oesterreich kommen ist. Anno 1626. haben Waitzenkirchen die Ober-Enserischen Bauren abgebrant.

Walsee / in Unter-Oesterreich / und sechs Meilen unter Lintz gelegen / ein feiner Marcktflecken / sampt einem schönen und vesten in die Steinfelsen / mit einem hohen Thurn / gebauten Schloß / so hoch gegen dem Wasser zu liegt / und dahero dem Land herum gleichsam gebieten kan / und einen schönen und weiten Prospect hat. Die vor Zeiten berühmte Herren vom Walsee haben dieses Unter-Walsee / wie auch Ober-Walsee / in Ober-Oesterreich (daselbst ein Bad ist) erbauet. Folgends hat dieses Unter-Walsee unterschiedliche Herren gehabt; jetzt aber gehört die gantze Herrschafft (darinn auch der Flecken Oedt / auff der Wienerstrassen / ein halbe Meil oberhalb Zeillern / und ein Meil unter dem Stren- oder Strengberg lieget) daß unlängst verstorbenen Grafen Heinrichen von S. Julian und Walsee / Käis. Majest. gewesten Cammerers / Obristen / und würcklichen Kriegs-Raths hinterlassenen Gemahlin / und Kindern. Philippus Cluverius, in Beschreibung deß Norici will / daß dieser Ort vor Zeiten Lacus Felix geheissen habe / dessen Antoninus, und die Notitia Imperii gedencken.

Weissenkirchen / ein Marcktfleck an der Thonau / 2. Meilen ob Crembs / so vorhin Zelckingisch gewesen.

Widenspach / in Ober-Oesterreich / so vorhin den Freyherren Aschban gehört hat; jetzt aber Herren Ulrichen Freyherren von Kaynach / so eine Aschbanin zur Gemahlin hat / zuständig ist / Schloß / und Herrschafft. Die Herren von Aschban sind alle nunmehr abgestorben. ANNO 1646. den 17. 27. Martii,

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)