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Thonau / Oesterreich / und das Bistum Passau / scheiden.

Entzersdorff bey der Thonau / oberhalb Wien / wird in den neulichsten Relationen ein Stättlein genant / so Anno 1620. die Ungarn außgeplündert / und in Brand gestecket; welches auch / sampt der Kirchen / und vielem Getraide / Anno 1646. gantz verbronnen. Gehört sonsten / mit sampt der Herrschafft / jetzt dem Stifft Freysing in Bayern.

S. Florian / ein feiner Marcktflecken / dem Closter allda / so gleiches Nahmens / gehörig. Und hat solches vom H. Floriano den Nahmen / welcher ein Kriegs-Oberster gewesen / und als Er sich selbsten vor einen Christen angeben / auff deß Landpflegers Aquilini Befelch / zu Lorch in die Enß geworffen worden ist. Siehe / was von ihme Andreas Brunner part. 1. Annal. Boicor. pag. 447. seqq. schreibet; von dem besagten / von Steyer und Lintz / von jedem Ort 2. Meilen gelegenen / und reichen Closter aber / dessen Praelat ein Stand in Ober-Oesterreich / tom. 1. Metrop. Salisburg. fol. 286. und Lazium lib. 12. Reipubl. Rom. fol. 1084. Matth. Raderus, schreibt in Bavar. Sancta: S. Florianus Tribunus Milit. Martyr Laureaci, in pago Zeiselmuro, inferioris Austriae circa ann. Christi 230. natus, sub Aquilino Diocletiani Militum Praefecto Anassi martyrio coronatus An. Christi 297. In ejus memoriam deinde conditum templum et monasterium D. Benedicto sacrum, quod deinde Augustinianis cessit, S. Florian dictum. Corpus ejus in Poloniam Cracoviam delatum, ab Lucio III. Pontif. Regi donatum. Der auch volum. 2. von dem H. Laurentio, dem Ersten Apostel zu Enß / den 40. Martyrern / und vol. 3. von S. Pilegrino, dem Ertzbischoff allda / zu lesen.

Franckenmarckt / ein feiner grosser Ort in Ober-Oesterreich / gegen dem Ertz-Stifft Saltzburg / und nicht weit vom Schloß Kogel gelegen / und Herrn Graff Kevenhülern gehörig.

Freyenstein / ein alt Berg-Schloß / und Herrschafft / in Unter-Oesterreich / so unlängsten vom Herrn Albrechten von Zintzendorff erkaufft worden. Hat zwar ein schlechtes Außsehen / ist aber / wegen Menge der Unterthanen / ein vornehme Herrschafft. Ligt ein starcke halbe Meil ob der Statt Ypß / an der Thonau / und selbiger Seiten / wo Ypß / und also im Viertel ob Wiener Waids.

Gars / ein Marcktfleck / und Schloß / in Unter-Oesterreich / gegen Mähren / an dem Wasser Kamp / darein da die Zwettel fällt / so von Zwettel herunter kompt. Anno 1620. den 1. Maji / ward dieser Marckt vom Tampier in Brand gesteckt / aber das Schloß bliebe stehen.

Geörgen im Attergöu im Land ob der Enß / und Haußruck Viertel gelegen / ist ein schöner Marcktflecken / unfern vom Atter-See gelegen / welcher bey dem Schloß Camer / so in diesem See liegt / seinen Außfluß / nächst beym Marcktflecken Schörffling / nimmt / und hernach die Aerger genant wird / schnell auff Vöklabrugg / daselbst beym Dorff Talheim die Vökel darein fällt / und für Buchheim hinab auff Schwanstatt rinnt / daselbst schiffreich wird / und am Stadel / oberhalb Lambach / in die Traun fällt.

Gleiß / Schl. und Herrschafft / Herrn Wolff Christoff Geyern Freyherren gehörig. Liegt ein Meil ausser Weidhofen an der Ypß / und an der Strassen nach Bayrisch Weidthofen gehend. Es gehört zu Gleiß auch der Marcktflecken Zell / so auff der einen Seiten deß Flusses Ypß / gegen der Statt Waidthofen über / gelegen.

Gravenwerd / zwo Meilen unter Crembs / nahend der Thonau / und dem Schloß Gravenegg / Herren Grafen von Werdenberg gehörig / gelegen / ein Marckt / den / wie auch Stedeldorff / die Ungarn Anno 1620. geplündert / und in Brand gesteckt haben. Anno 1645. bekamen besagtes Schloß Gravenegg die Schwedischen.

Gundersdorff / ein Landsfürstlicher Marckt / 3. Meilen von Wien auff der Strassen nach der Neustatt gelegen. Es ist sonsten auch ein Gunderstorff / Schl. und Dorff / 3. Meilen von Znoym / in diesem Unter-Oesterreich / so den Herrn Teufeln / Freyherren / gehörig.

Hertzogenburg / ein schöner grosser Marcktflecken / wie ein Stättlein / an der Drasam / zwischen S. Pölten / und Draßmauer / in Unter-Oesterreich gelegen. G. de Roo nennet diesen Ort eine Statt / und sagt / er seye Anno 1463. von den Soldaten erobert worden. Hat ein gar reiche Probstey / von einem Bischoff zu Passau / gebornen Grafen zu Cilly / gestifftet.

Hollenburg / ein Marcktflecken an der Thonau in Unter-Oesterreich / ein Meil Wegs unter Crembs / und 8. oder 9. Meilen oberhalb Wien / an den Gräntzen deß Norici, und Ponnoniae, wie Lazius libro 12. Reip. Rom. sect. 7. cap. 8. gelegen / von dannen sich gestracks die Jöcher der Berge / neben dem Wasser Trasam / oder Trasma erheben / und biß ins Land Steyer reichen / daselbst der grosse Berg Chaumperg / bey der Scheidung Oesterreich / und Steyrmarck / den alten Nahmen Comageni, so jetzt Hollenburg / anzeige: Und habe daher auch der Fluß Cambus, so gegen Holenburg über in die Thonau falle / den Nahmen. P. Bertius hält auch deß Antonini Comagenas (oder Comagena Gastra) für dieses Hollenburg. Besiehe ingleichem Andream Brunner part. 1. Annal. Boicor. pag. 476. et part. 2. pag. 19. Es gehört dieser Ort / sampt seiner Herrschafft; der Zeit nach Freisingen in Bayren: Und wird in deß Hundii Metropoli Salisburg. part. 1. fol. 170. gemeldet / daß Bertholdus, Bischoff zu Freising / so Anno 1410. gestorben / das Schloß zu Holenburg guten Theils erbaut / so nach ihme Berchteldstein genant worden seye. Und am 178. und 179. Blättern stehet / daß bey Regierung Johannis Quarti, Bischoffs zu Freising / der Marckt / oder Stättlein / Hollaburgk in Oesterreich / von dem Stifft Freising in Käiser Friederichs deß Vierten Hände kommen / und nach vielen Jahren vom Bischoff Sixto zu Freising / so Anno 1495. gestorben / mit grosser Mühe / wieder umb 1500. Rheinischer Gülden gelöset worden seye. Es giebet umb Hollenburg einen grossen Weinwachs.

Kefermarckt / ein Marcktfleck / wie es der Nahm gibt / ein Meil von Freystatt / in Ober-Oesterreich gelegen / und den Freyherrlich Zelckingischen Erben / als ein alt Zelckingisch Gut / sonders Zweiffels / noch gehörig.

Kirchdorff / ein Marckt / und Ampt in Ober-Oesterreich /

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)