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Stab / in Creutzform gemahlet / mit dieser Uberschrifft IHSMAR. Anno 1642. gesehen werden. Siehe Abrahamum Bakschay in Chronologia de Regibus Hungariae, Aventinum lib. 5. Annal. Cuspinianum in Rudolpho Caes. und andere mehr.

Gerardus de Roo schreibet / daß gegen Tuln über Trebensee / ein schöner Marckt liege / so dem Bischoff von Passau gehörig seye.


Waithofen / oder Weithofen.

Wolffgangus Lazius lib. 12. Comment. Reip. Rom. sect. 7. cap. 7. fol. 1094. schreibet / daß der Bojorum Deserta zu Lande / von dem Wasser Enß / biß an den Calenberg sich erstreckt / die Flüsse Ipß / Erlaph / Trasam / etc. Item / das Ipserfeld / Wienerwald / etc. begriffen / allda die sehr alte Graffschafft Boilstein / oder Boelstayn / und Boidhofen / das ist / der Bojer Landgut gewest seyen / so jetzt verderbt Bayrisch Baidhofium, weil es dem Bischoff von Freysing gehörig / zum Unterscheid deß andern / so im Boichreich / fast an den Böhmischen Gräntzen ligt / nemlich deß Böhmischen Baithofen / genant werde. Und dieses sagt Lazius. Philippus Cluverius aber in dem eignen Büchlein / so Er von Vindelicia, und Norico, gemacht / schreibet wider Marcum Velserum, und beweiset / daß die Deserta Bojorum, deren Strabo, und Plinius, gedencken / zwischen dem Neusidler-See / der Raab / dem Calenberg / und der Muer / umb Sarvar / Scapring / und selbige Ort herum / gewesen; wie bey ihme in dem herrlichen Werck de Antiqua Germania zu lesen. Es haben aber solche der Boier Einödinen nicht von denen / so von den Marcomannern auß Böheim vertrieben worden / sondern von denen / die auß Italia gewichen und mit den Tauriscis, die Ort der Thonau herum bewohnt haben / den Nahmen bekommen. Dann dieselbe hat / zun Zeiten Käisers Augusti, Baerebista, der Dacorum König / erschlagen / und gantz und gar vertilgt / so unter ihrem der Bojer König Critasiro, ums Jahr 180. nach dem sie auß Italia, von den Römern verfolgt / sich zu den Tauriscis begeben hatten / geschehen ist; wie Andreas Brunner libro 3. Annal. Boicorum pag. 386. seqq. et 397. erinnert / und worinn sich besagter Cluverius wegen der obgedachten auß Böheim vertriebenen Bojer / verstossen / anzeigen thut. Wann dann nun die Bojer an denen Orten / die Lazius hie oben außgezeichnet nicht gesessen / noch daselbsten ihre Einödine zu suchen seyn / so fehlet auch damit der Ursprung deß Worts Boidhofen / so anders woher geführt werden muß. Darüber aber einem jeden seine Gedancken frey stehen. Ins gemein werden beyde Ort Waidhofen / und nicht Baidhofen / genant und geschrieben.

Es liegt aber Bayrisch Waidhofen an der Ipß / in Unter-Oesterreich / gegen Steyermarckt zu / so / sampt dem feinen Marckt Ulmerfeld / (auff dem Ipserfeld gelegen / allda ein besonder Pfleg- oder Hauptmannschafft / und daselbsten Anno 1337. Bischoff Conrad der Vierte von Freysing im Schloß gestorben) dem Herren Bischoff von Freysingen in Bayern / wie auch oben gemeldt worden / gehörig ist: Welche Güter besagtes Stifft Anno 995. und 96. vom Käiser Ottone III. bekommen hat. Bischoff Berchtold zu Freysing / so Anno 1410. gestorben / hat im Schloß zu Waidhofen einen Thurn mit 9. Schnecken gebaut / und einen Graben umb die Statt geführt; wie in deß Hundii Metropoli Salisburgensi, tom. 1. fol. 105. 138. und 170. hievon zu lesen. Nicht weit von dieser Statt Waidhofen ist ein Ort / die schwartze Wiesen genant / da Anno 1529. alle Türcken / die sich dahin gewagt / sollen erschlagen worden seyn. Es berichtet einer / daß der Marckt-Flecken Zell / bey Waidhofen / über dem Wasser gelegen / Herren Wolff Christoph Geyern / Freyherrn gehörig seye: Davon wir sonsten keine Wissenschafft haben.

So viel aber das ander auch oben gedachtes Waidhofen anbelangt / so liegt solches ingleichem in Unter-Oesterreich / aber auff der andern Seiten der Thonau / gegen Mähren zu / und beym Fluß Teya / so Landsfürstlich; das Schloß aber allda hat vorhin der Herr von Molar; und bey etlichen Jahren hero Herr Simon Hieronymus von Sprintzenstein / wie Er in lib. Status Regiminis Imp. Ferdinandi II. pag. 163. genent wird / Pfandsweise innen gehabt. Sonsten haben wir bißhero von dieser Statt Böhmisch Waidhofen nichts erfahren können.


Weytra / oder Weitrach

Stättlein / Schloß / und Herrschafft / in Unter-Oesterreich / an den Böhmischen Gräntzen / und einem Wasser / so von Theils die Launitz / Theils die Veystritz genant[1] wird / unfern von dem Königwieser Wald / gelegen / so den Herren Grafen von Fürstenberg auß Schwaben gehörig ist / denen dieser Ort allbereit in Anno 1619. zuständig gewesen / als denselben damaln die Böhmen eingenommen haben. Eine Relation setzet die Einnahm dieses Orts / wie auch Hohenfurt / noch ins vorgehende Jahr. Es hat aber in diesem 19. Jahr der Käiserisch General / Graff Bucquoy, Weytrach wieder mit Accord erobert.


Welß.

Philippus Cluverius, in Beschreibung deß Norici, will / daß diese schöne / und wolerbaute Landsfürstliche Ober-Enserische / oder in Ober-Oesterreich / 4. Meilen von Lintz / und an dem Fluß

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ganant
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)