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Pröbst / Decanorum, und abgestorbner Canonicorum, und der Anno 1592. noch im Leben gewesten Stiffts-Persohnen allhie; Item etliche Grabschrifften / so da zu lesen; hat Hertzog in seiner Chronick / fol. 60. seq. ligt nahend Hagenau / und der Sur.


Thann.

Es gehöret dieser Oesterreichische Orth in die Graffschafft Pfirdt / ist wol gebauet / und hat ein hüpsches Schloß auff einem Berg / die Engelburg genandt. Ligt an der Thura oder Thür / und noch im Sundgäu / die Vorstadt Kattenbach aber allbereit im Obern-Elsaß: weilen besagter Fluß das Sundgäu / und Elsaß / da scheiden. Es ist bey der Stadt der Berg Rang / an welchem der köstliche Rangwein wächst. Die Stiffts-Kirch zu S. Theobald / oder Diebold allhie / ist wegen der grossen Wallfahrt / berühmbt. Ein zeithero / und noch im Jahr 1653. war / wegen deß Königs in Franckreich / Stadthalter allhie / der Wolgeborne und Gestrenge / Herr Hans Christoff von der Grün / Herr auff Bormingen: welches Schloß / so nahend der Stadt Basel gelegen / Er erweitern / und schön zurichten hat lassen. Anno 33. und 34. bekamen diese Stadt / und Schloß / die Schwedischen / und Frantzosen: Und obwoln Anno 34. die Käyserischen die Stadt (aber nicht das Schloß /) den 12. Octobris, mit List einbekommen: So jagten doch solche / ihnen / die Frantzosen wieder ab. In den Geschichten deß Jahrs 1635. schreibet Kemnitzius, under andern / was damahln im Elsaß / und sonderlich in dieser Gegend / vorgegangen / also: Anno 35. ziehen die Lothringer / mit ihrem Hertzog / zu Breysach / über die Brücken / halten bey Gemehr (Gemär) Rendevous, und nehmen zu Oberberckheim / S. Pilten / und in den ümbligenden Dörffern / quartier. Der Hertzog von Rohan / so auß Lothringen / ins Bischthumb Basel nacher Bruntraut gerücket war / hat das Städtlein Sultz im obern Mundat / Gebweiler / Than / Senheim / und andere Orth / besetzt / Befort blocquirt, aber wieder verlassen. Ruffach ward von seinen Völckern / den 14. Februarii, mit stürmmender Hand erobert / das Schloß aber mit Accord eingenommen. Käyserberg besetzte Rohan auch; Er selber aber nahm sein Hauptquartier im Schloß zu Rapoltzweiler / und legte viel Völcker in die Stadt zu sich. Biß hieher dieser. Folgender zeit hat Hertzog Bernhard Sachsen Weymar / auff dem Ochsenfeld bey dieser Stadt / den Hertzog Carlen von Lothringen geschlagen. Ob Thann fangt sich das groß Gebürg / Vosagus, oder Vosegus, genandt / an / und streckt sich herab biß gen Weissenburg; davon Munsterus, in Beschreibung deß Elsasses / Joan-Chunradus Merkius, in Latini Sermonis Castello, voc. Vosegus (dann also vermeint Cluverius de antiqua Italia, beym Caesare, gelesen werden solle / zu sehen ist.


Türckheim.

Ein Reichs-Städtlein im Obern-Elsaß / ob Collmar / und nicht gar weit davon / an einem Wasser gelegen; so Schutz-Verwandnuß halber / mit der Land-Vogtey Hagenau incorporirt ist / aber einen eigenen Reichs-Anschlag hat / nämlich / Monatlich Einfacher Römerzug / fünff zu Fuß / oder zwantzig Gülden. Hieronymus Gebwilerus nennet es Oppidulum Thuringi, unwissend / auß was Ursach. Anno 1632. im Winter / haben dieses Städtlein die Schwedischen eingenommen. Sein Monatlicher Reichs-Anschlag ist 20. fl. und zum Kammer-Gericht zu Speyer Jährlich 41. fl. 42. Kreutzer. 5. Heller. Anno 1635. hat der Frantzösische Gubernator zu Collmar diesen Ort überfallen / den Commendanten / und viel andere gefangen / und die Thor verbrandt; wie Kemnitzius berichtet.


Vrbis /

Ein Dorff / in dem S. Amarin-Thal / gegen Lothringen / an dem Paß / die Steig genandt / gelegen / und dem Stifft Murbach gehörig; wie ich auß dem Sundgäu berichtet worden bin.


Veldbach /

Ein Frauen-Kloster in der Graffschafft Pfirdt / so selbige Graffen gestifftet / und allda 13. Graffen / und Gräffin / begraben ligen; wie Munsterus schreibet.


S. Waldburg /

Ein Mans-Kloster / deß Käysers Friderici Barbarossae Vatter / und Graff Theodoricus von Mümpelgart / haben es angefangen. Ist erstlich Benedictiner Ordens gewesen. Jetzt gehört solches Kloster / sampt der Probstey Weissenburg / dem Bischthumb Speyer / und wird / S. Waldburg / durch einen Weltlichen Vogt verwaltet. Hat zwar nur ein Dörfflein / Dürenbach genandt / darzu gehörig. Siehe unden Weissenburg; Item / Hertzogen / in der Elsasser Chronick lib. 3. cap. 17. daselbsten Er auch die Grabschrifften etlicher Aebbte / und anderer Personen / so in solchem Kloster seyn / setzet.


Waldkirch.

Dieses Oesterreichisch Städtlein / ligt zwo Stund von Freyburg / und im Brißgäu / ist schön von Gelegenheit / und sonderlich viel Stein- und Corallen Ballierer allda vor dem Krieg gehabt / so den Ort berühmbt gemacht haben. Ligt in einer Insul / so das Wasser Eltz machet. Hat eine Probstey / so / Vor-Zeiten / ein Benedictiner Nonnen-Kloster / zu S. Margareten genandt / gewesen. Crusius, in seiner Schwäbischen Chronick / sagt / seye von Birghardo, der Teutschen Provintzen Hertzogen / Anno 994. gestifftet / und vom Käyser Ottone III. Privilegiert; aber hernach / durch den Cardinal / und Päbstlichen Legaten, Julianum, zu einem Collegio gemacht / und vom Käyser Sigismundo Anno 1434. bestättiget worden. Siehe auch Munsterum, in Beschreibung deß Breißgäus: daselbsten Er deßgleichen deß Klosters Selden / durch die Hertzogen von Zäringen: der Klöster Grüningen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_141.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)