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und Wasselnheim / gewonnen; vor die Vesten Waldesberg / Mutzig / Mülberg / Rheinau / Schauenburg / und Dachstein geruckt / und Dieffenau abgebrandt. So wird von Theils / dem Johann Mentelin / Bürgern allhie / die Erfindung der Buchdruckerey zugeschrieben; und gedenckt obgedachter Murschelius, pagin. 46. eines sehr alten Buchs / Liber pulsuum genandt / so sich auff dem Frauen-Hauß in Straßburg befindet / und in solchem zu lesen / daß man besagtem Mentelin / als Er gestorben / zu seiner Leich-Begräbnüß / auch die grosse Glock zu ehren geleutet hat / mit diesen Worten: Obiit Dominus Johannes Mentelin Impressor, Sabbatho post Conceptionem Virginis Mariae, Anno 1478. et factus est ei pulsus cum Campana magna Dom seq. Zu den andern Geschichten dieser Wollöblichen Stadt / seyn auch nachfolgende zu thun; daß nämlich / Anno 1529. allhie / die Veränderung der Religion ins gemein vorgenommen worden; als die 20. Zunfft-Gesellschafften darauff gedrungen / und bey dem Magistrat supplicando deßwegen einkommen seyn. Anno 1548. ward auch allda das Interim angenommen. Anno 1635. ist man zu Straßburg in voller Arbeit gewesen / den Rhein / oberhalb der Brügge über denselben / ausserhalb der Stadt / so / wie Limnaeus de Jure publico, tom. 4. pagin. 154. bezeuget 68. Joch / und jedes Joch 22. Schritt / so 3794. Werckschuch machen / hat) mit Reducten / Block-Häusern / und starcken doppelten Ketten / dermassen daß zu schliessen / zu Wasser / in der eil nicht anzukommen: zu Lande aber befand sich das Werck bey Kähl (ein Dorff / über der Brüggen / auff Schwäbischer Seiten) schon in seiner Perfection. Man hat auch angefangen / an statt bißherigen kleinen Wercks / beym Zoll-Hause / zu Anfang der Brücken / eine rechte Haupt: und eine solche Schantz zu bauen / gegen welche ohne grosse Ceremonien, nichts außzurichten. Anno 36. war die Anzahl der Frembden allhie über dreissig tausend erwachsen / so täglich einen grossen Vorrath verzehrt / nebenst dem sich undereinander angesteckt; daß daher der Käyserlich Commissarius von Ossa sich solle haben hören lassen / die Stadt Straßburg begehrte man mit Gewalt nicht anzugreiffen; sondern man könte Sie durch ihre eigene Barmhertzigkeit / vielleichter zu Chor treiben: Sintemal man die Leuthe auffm Land nur rechtschaffen Tormentiren dörffte / daß Sie / von dem Ihrigen / nach der Stadt verlieffen / so würde dieselbe / durch Menge der Eingeflohenen / sich bald von Mangel / und Contagion, selbst verzehren; Dahero man allhie andere Anordnungen gethan hat; wie Kemnitzius, vom Schwedischen im Teutschland geführten Krieg / par. 2. fol. 991. a. berichtet; auch saget / daß hernach diese Stadt immer sollicitirt worden / den Prager Frieden anzunehmen; Sie habe aber lieber bey der Neutralität verbleiben wollen. Sonsten ward auch / vor der Zeit vermeldet / daß bey vorgewestem Krieg / man / in annehmung der Bürger / zu Straßburg / ein Zeitlang / der Religion halber / eine fleissigere Auffsicht gebraucht; weilen die Römisch-Catholischen / anderswo / oder an etlichen Orthen / gar streng hierin verfahren seyn / und niemanden zu einem Bürger auffgenommen / so nicht ihrer Religion; auch theils gar die Kinder ihres ererbten Bürger-Rechts / bloß der Religion halber / beraubt; und die Evangelische Bürger / an solchen enden / dem Religions-Friden zuwider / scharpff gehalten haben sollen. Under den Land-Gütern dieser Stadt / ist auch das Schloß / und der Flecken Wasselheim / so / vor Jahren / eigne vom Adel gehabt: Item / der Fleck Doroltzheim: davon oben bey Moltzheim: Item der Fleck Illkrich / so etwan deren von Kageneck gewesen.

Was Endlich das Straßburgische Bischthumb (so in der Länge über 14. und in der Breite über 7. Meilen nicht / wie Wimphelingus, in Ruperto Episcopo, sagt: aber ein stattliche edele Mannschafft / und Lehen-Leuthe / die Hertzog lib. 4. fol. 65. seq. benennet / hat) anbelangt: so wird solches für das Edelste am Rhein / gleich wie das zu Chur das Obriste / das Costnitzische das Gröste / das Baßlerische das Lüstigste / Speyer das Eifferigst / oder Andächtigst / Wormbs das Aermste / Mäyntz das Würdigste / Trier das Aeltist / und Cölln für das Reichste gehalten. Es seyn desselben Vorsteher folgende Personen gewesen. 1. Amandus; auß Aquitanien, so vom König Dagoberto auß Franckreich / als dem Stiffter dieses Bischthumbs / zum ersten Bischoff allhie gemacht worden. Theils sagen / es seye Anno 596. geschehen / und Er / Amandus, Anno 620. im 90. Jahr seines Alters / gestorben. Andere aber setzen seinen Abschied in das 661. Jahr. 2. S. Justus. 3. S. Maximin. 4. S. Valentinus. 5. Solarius oder Solartus. 6. S. Arbogastus, entweder auß Aquitanien, oder aber auß Irrland / deme König Dagobertus Ruffach mit aller Zugehör geschencket hat. Wimphelingus sagt / Er seye Anno 668. gestorben / und ausserhalb Straßburg / beym Hoch-Gericht / begraben / hernach aber eins theils ins Kloster S. Arbogast der regulierten Chor-Herren / zum Theil aber in die Stiffts-Kirch Surburg versetzt worden. Wann der Erste Bischoff Amandus Anno 661. gestorben were / so wurden die Nachfolgende nicht lang gesessen seyn. Deßwegen hält P. Bertius ein andere Ordnung / und macht diesen Arbogastum zum andern Bischoff / lib. 3. Comm. rerum. German. pag. 464. und thut Ihme Rodharium, Florentium, Ansoaldum, Justum, Maximum, Valentinum, und Solarium, nachsetzen. Wir wollen aber bey angefangener Ordnung verbleiben / ob schon / wie in alten Sachen zugeschehen pfleget uns die Jahr deß Abschieds deß ersten / und dieses sechsten Bischoffs / so eigentlich nicht bewust seyn. Und folget also der 7. nämlich / Florentius, auß Schotten / welcher deß Königs Dagoberti stumm / und blind gebohrne Tochter / zu recht gebracht / und Anno 676. wie Wimphelingus wil / gestorben ist. 8. Ansoaldus. 9. Biulffus, oder Bitulffus, der beym Bertio der Zehende. 10. Magnus. 11. Aldus. 12. Garoynus. 13. Rotharius,

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Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_131.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)